Eigentlich hast Du Lust auf Intimität und sinnliche Berührungen. Aber immer öfter hörst Du Dich „Neee, Schatz, jetzt grade nicht“, sagen? Das kenne ich. Mir ging es so, als mit den Wechseljahren eine körperliche Veränderung kam, die viele Frauen betrifft: „Scheidentrockenheit„. Autsch, es tat plötzlich weh beim Sex. Ich fühlte mich ohnmächtig, weil mein Körper nicht mehr funktionierte wie früher und ich war frustriert, weil mir scheinbar die Lust abhanden gekommen war. Puuuuh, und das ausgerechnet mir – wie sollte ich anderen Frauen die Freude an Sex vermitteln, wenn ich gerade selbst keine Freude daran hatte?
Aber Moment mal, ich hatte doch schon öfter herausgefunden, was mir so richtig Freude macht im Bett. Das konnte ich doch diesmal wieder. Und wenn ich so drüber nachdachte war gar nicht die Lust weg, sondern nur die Flüssigkeit in meiner Vagina. Mein Partner und ich konnten also neue Wege finden, wie wir wieder Freude an unserem Liebesleben hätten. Und dann habe ich mich an das Buch erinnert, das schon jahrelang im Regal stand. „Slow Sex“ von Diana Richardson. In dem standen die Antworten, die ich genau jetzt brauchte. Denn Sex war okay, es müsste halt sehr viel langsamer sein, damit mein Körper sich dabei entspannen konnte und irgendwie sanfter und bewusster müsste es sein.
Vielleicht ist Slow Sex auch genau das richtige für Dich? Du könntest Slow Sex auch als Genießer-Sex bezeichnen oder Sex ohne Stress. Dabei lernst Du, dass es gar nicht wichtig ist, im Bett zu performen oder schnell, schnell dem Orgasmus hinterherzujagen. Sondern Du kannst endlich sinnliche Momente mit Deinem Lieblingsmensch erleben und Deinen Körper dabei entspannt genießen lassen.
Hört sich gut an? Ich lade Dich ein, die Vorteile von Slow Sex zu entdecken,
Was ist so besonders an Slow Sex?
Du nimmst Dir Zeit
Im Wort „Slow“ steckt sich Zeit nehmen ja schon drin. Denn oft genug haben wir es zu eilig – auch im Bett. Bei dieser Eile passiert es schnell, dass wir etwas überspringen oder etwas tun, was noch gar nicht dran ist. Sich gemeinsame Zeit schenken – wenigstens 45 Minuten und gerne auch länger, ist also das A&O beim Slow Sex.
Du gehst das Liebesspiel entspannt an
Wenn Du Dir mehr Zeit für Dein Liebesspiel nimmst, buchst Du die Entspannung gleich mit. Es ist wie bei einem Urlaub: 1 Woche Urlaub ist ganz gut. Entspannter nachhause kommst Du nach 2 Wochen Urlaub – und ab 3 Wochen bleibt vielleicht sogar Zeit für’s Nichts-Tun zwischen den Sightseeing-Touren.
Entspannt sein beim Liebesspiel ist für uns Frauen essentiell – denn erst dann kommen wir aus dem „Es gibt immer was zu Tun“-Modus heraus. Und bei Slow Sex ist die Devise: Nichts muss getan werden. Alles kann. Slow Sex ist ein bisschen so, wie in der 3. Urlaubswoche einfach mal in den Tag hinein zu leben – weil nichts mehr erreicht oder erlebt werden muss. Slow Sex kann sein wie dieser Tag bei dem Du endlich mal bei Dir selbst ankommst – Dich spürst, Dich treiben lässt, zufrieden bist mit dem Moment.
Du bist mit all Deinen fünf Sinnen bei der Sache
Dieser zeitlos entspannte Tag in der 3. Urlaubswoche – wie ganz anders nimmst Du da die Welt um Dich herum wahr. Als ob dieses zeitlos entspannte mitfließen mit dem Tag, Dich öffnet für die Reize um Dich herum. Du riechst plötzlich den Duft der Blumen, die Du bisher nur mit Deinen Augen wahrgenommen hast. Oder Du spürst die leise Veränderung auf Deiner Haut, wenn die Sonne hinter einer Wolke verschwindet. In zeitlos entspannten Momenten fällt es Dir leichter achtsam zu sein und die Welt mit Deinen 5 Sinnen wahrnehmen zu können.
Und so ist es auch beim Slow Sex: Wenn Du ganz bewusst mit Deinen 5 Sinnen bei der Sache bist, verankerst Du Dich in der Gegenwart. Beim Spüren – vor allem mit Deiner Haut- beim Sehen, Riechen, Hören und Schmecken. Du kannst dann aufmerksam sein für Dich selbst, z.B. spüren ob Dir gefällt, was Du gerade erlebst. Mit Deinem Körper spüren ob alles so bleiben kann oder ob Du etwas verändern magst – vielleicht die Position, den Rhythmus oder die Intensität? Oder vielleicht ist Dir auch nach Pause – das langsame, entspannte, zeitlose Sein lässt Dich einfacher wahrnehmen wonach Dir jetzt gerade ist – und Du kannst diesem Impuls dann einfach folgen.
Du lässt Deinen Körper mal machen (und nicht Deinen Kopf)
Wie oft werde ich gefragt: „Ilona, wie kann ich beim Sex nur endlich den Kopf ausschalten“? Zur Antwort gehört, dass Du dafür sorgst, möglichst in so einen zeitlos entspannten Zustand hineinzugleiten und dann mit Deinen 5 Sinnen präsent bist bei dem, was gerade passiert. Zum Beispiel spürst, wo oder wie Du berührt wirst. Oder betrachtest, was Du sehen kannst, Körper, Haut – mit offenen Augen und nicht mit geschlossenen Augen zur To-Do-Liste oder dem gestrigen Meeting abdriftest. Du „bist“ in Deinem Körper indem Du spürst, siehst, hörst, riechst und schmeckst mit ihm.
Und dann zur Abwechslung einfach Deinen Körper machen lässt. Denn der weiß sowieso am besten wie Sex geht. Oder Vergnügen. Oder Genuss. Dein Körper kann ja auch alleine atmen oder verdauen, ohne dass Du ihm reinredest. Lust oder Erregung ist kein Konzept in Deinem Kopf, sondern eine Antwort auf das, was Dein Körper mit seinen 5 Sinnen wahrnimmt. Also nur Mut – überlasse Dich beim Slow Sex dem Flow Deines Körpers.
Slow Sex ist achtsam. Es geht weniger darum was Du tust, sondern wie Du es tust.
Was kann Slow Sex Dir schenken?
Intimität
Wir wünschen uns gesehen zu werden. Wir wünschen uns Zeit miteinander zu verbringen. Wir wünschen uns die Wärme eines anderen Menschen zu spüren. Da Slow Sex ohne Ziel daherkommt, ohne den Druck einen Orgasmus haben zu müssen oder körperlich etwas erreichen zu wollen, öffnet sich der Raum für andere Bedürfnisse – zum Beispiel nach Nähe, nach Gehalten werden oder überhaupt wahrgenommen werden. Auch Paare, die vielleicht nur noch selten Sex im üblichen Sinne miteinander haben, können Zeit miteinander verbringen, Nähe erleben und zärtlich zueinander sein.
Gesundheit & Wohlbefinden
In einer Studie gaben 66% der Deutschen an, dass Sex wichtig für Gesundheit und Wohlbefinden sei. Auch die Wissenschaft weiß das. Denn beim Sex werden allerhand Hormone im Körper ausgeschüttet, z.B. Oxytocin, das sogenannte Kuschelhormon oder Dopamin, das auch als Glückshormon bezeichnet wird.
Egal wie alt wir werden, Slow Sex geht immer, denn dafür brauchen wir weder eine Erektion noch Erregung – es geht vielmehr um’s Tun – sich berühren, Zeit miteinander verbringen, Haut und Wärme spüren. Und das ist einfach gesund, wenn dabei Kuschel- und Glückshormone ausgeschüttet werden.
Rauskommen aus der sexuellen Routine
Oft haben Paare keinen Sex mehr, weil es irgendwie immer gleich abläuft und nichts spannendes mehr daran ist. Bei vielen ist das Liebesleben in einer Routine erstarrt, die vielleicht gar nicht mehr befriedigend ist.
Mit Slow Sex kannst Du diese Routine unterbrechen – indem Du Dir Zeit nimmst, Dich treiben lässt, kein Ziel verfolgst, sondern bewusst spürst und vor allem Deinen Körper machen lässt.
Der Druck etwas erreichen zu wollen, dem Partner oder der Partnerin einen Orgasmus schenken zu wollen oder sich endlich mal zu erleichtern, kann bei Slow Sex links liegen gelassen werden. Das macht es wieder spannend und vor allem – jedes Mal kann anders sein.
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Was kannst Du vergessen bei Slow Sex?
- Du brauchst keine Lust zu haben oder erregt zu sein, denn Du fängst einfach an, Dich miteinander ins Bett zu kuscheln – und die Lust oder Erregung kommt dann oft beim Tun.
- Dass Potenzprobleme das Aus bedeuten für Sex, denn niemand braucht für Slow Sex eine Erektion. Bei Slow Sex kann der Penis in die Vagina hinein auch ganz ohne, dass er steif ist.
- Dass Du so schnell wie möglich dem Orgasmus hinterherjagst. Denn es geht vielmehr darum gemeinsam zu genießen, als die ganze Zeit etwas zu tun.
- Du leidest unter Scheidentrockenheit? Kein Problem, Slow Sex lässt Dir viel Zeit und kommt mit viel weniger Aktivität aus. Auch auf die übliche Rein-Raus-Bewegung kommt es nicht an – denn s. oben – eine Erektion wird nicht gebraucht.
- Auch Druck und Anspannung kannst Du adé sagen, denn Slow Sex kommt ohne Ziel oder Konzept aus, was in dieser gemeinsamen Zeit passieren soll.
Für wen ist Slow Sex?
- Für Menschen, die in ihrer Sexualität etwas verändern wollen – mehr hin wollen zum bewussten Genuss als auf einen schnellen Kick aus zu sein.
- Für Menschen, die Entspannung suchen, denn Slow Sex kann man auch genießen, wenn man müde oder erschöpft ist
- Wenn Du keine Lust mehr darauf hast zu performen im Bett und lieber Deine eigenen Erfahrungen erleben willst, als Bildern oder Konzepten über Sex aus den Medien hinterherzuhecheln.
- Für Paare, die schon lange zusammen sind und die Sexualität wieder bewusster oder achtsamer in ihre Beziehung integrieren wollen.
So steigst Du ein in Deine Slow Sex – Erfahrung
- Am besten schenkst Du Dir eine Stunde oder länger Zeit dafür.
- Vielleicht magst Du den Raum (das Schlafzimmer) vorbereiten, in einen Tempel der Liebe verwandeln mit Wärme, Kerzenlicht, Duft oder Blumen.
- Bevor Du den Partner/die Partnerin triffst kannst Du im eigenen Körper ankommen, z.B. bei einem warmen Bad, beim Tanzen oder mit einer Selbstmassage.
- Zu Beginn ist es gut, Dich erstmal auf Dich selbst und den eigenen Körper zu konzentrieren – auf das was Du mit Deinen 5 Sinnen wahrnehmen kannst.
- Den Kontakt zum Partner/zur Partnerin kannst Du dann bewusst aufnehmen, z.B. mit einem langen Blick in die Augen oder mit Händchen halten.
- Wenn Du die Augen auf lässt, tauchst Du nicht so leicht in gewohnte Routinen oder den eigenen Film ab.
- Dich beim Tun immer wieder auf Dich selbst besinnst, bewusst spürst und fühlst und weniger darauf schaust, was dem Partner jetzt gefallen könnte.
- Es vor allem den Körpern überlässt, was sie tun wollen.
- Wenn Du magst kannst Du zwischendurch Pause machen, etwas trinken oder essen, und dann einfach weiter machen.
- Die Einladung an Dich ist offen zu sein für den Moment. Ohne Erwartungshaltung, denn sie kann ein Hindernis sein für die Erfahrungen, die Du vielleicht machen könntest.
Noch mehr Tipps zu Slow Sex und wie Du den Druck im Bett hinter Dir lassen kannst, habe ich mit Gela Löhr in ihrem „Crazy Sexy Wechseljahre„-Podcast besprochen. Hier geht’s zu unserem spannenden Gespräch.
Mein Partner und ich, wir haben uns drauf eingelassen und die Tipps und Vorschläge im Buch von Diana Richardson beherzigt. Endlich hatten wir keinen Stress mehr im Bett, sondern konnten die Sache gelassen angehen. Und siehe da, wir genießen wieder lustvolle Momente.
Das klingt auch reizvoll für Dich? Dann bist Du herzlich eingeladen am Samstag, 14. Januar um 19 h zu meinem Facebook-Live in der Wechseljahre-Königinnen Gruppe. In „Sexpertise“ mit Ilona erfährst Du noch mehr über Slow Sex und kannst mir gerne Deine Fragen stellen.
Auf Dein lustvolles Leben,
Deine Ilona
Bild: Canva