Warum Alkohol und Wechseljahre kein gutes Team sind

Vorab: ich möchte keine Spaßverderberin sein. Wer ab und zu sein Gläschen (aber wirklich Gläschen) Sekt oder Wein als reinen Genuss trinken kann, der oder die möge das gerne weiter tun.
Inhaltsverzeichnis

Wenn Du Dir aber vielleicht schon einmal Gedanken über Deinen Alkoholkonsum gemacht hast, schlecht schläfst, morgens zerschlagen bist oder immer weiter zunimmst, obwohl Du wenig isst – dann lies bitte weiter.

Warum ich diesen Artikel schreibe? Weil es mir oft in der Seele weh tut, wenn ich die vielen Bilder mit Gläsern in den sozialen Medien sehe. Weil „Spaß“, Feiern und Geselligkeit immer wieder und oft ausschließlich bei uns mit Alkohol in Verbindung gebracht werden und völlig sorglos in unser Leben integriert wird.

Was ist Alkohol?

Alkohol an sich ist ein Zellgift, Ethanol, etwas wie Benzin. Punkt. So schön verpackt er auch sein kann. Das muss jeder Konsumentin klar sein.

Es gibt keinen sogenannten „risikolosen“ Konsum. Das hat die WHO in den letzten Jahren immer weiter nach unten korrigiert. Das heißt im Klartext: Selbst wenn Du vier Tage die Woche ein Gläschen mit 0,1 Liter Sekt oder Wein zu Dir nimmst, steigt das Risiko für eine schwere Erkrankung. (siehe Quelle 1)

Und wieder etwas Ungerechtes – unabhängig von Größe und Gewicht: Frauen vertragen nur etwa die Hälfte wie Männer. Warum das so ist, weiß man nicht genau.

Alkohol macht dick

Du verzichtest auf ein gesundes Abendessen, damit Du nicht weiter zunimmst und gönnst Dir stattdessen ein paar Gläser Prosecco am Abend mit Deinen Freundinnen? Ganz falsch gedacht, leider.

Sobald Du Alkohol trinkst, ist Deine Leber vorrangig damit beschäftigt, das Gift in Deinem Körper wieder abzubauen. Das heißt im Klartext, dass sie keinerlei Kapazitäten mehr für den Fettabbau hat.

Gewicht halten oder nicht zunehmen in den Wechseljahren ist schwer genug. Denn dadurch, dass die Eierstöcke ihre Produktion einstellen, verbrauchen wir rund 300 Kalorien pro Tag (!) weniger als vorher. Aber das ist wieder ein anderes Thema…

Jedenfalls klappt das mit dem Abnehmen mit Alkohol ganz und gar nicht. Außerdem ist Alkohol mit 7 kcal pro Gramm hochkalorisch. Und er liefert zwar jede Menge Kalorien, sättigt aber überhaupt nicht.

Alkohol verhindert guten Schlaf

Womit wir auch schon beim nächsten Thema wären: Wein zum Beispiel enthält jede Menge Zucker, der den Blutzuckerspiegel stark erhöht. Der enthaltene Alkohol beruhigt aber scheinbar, viele benutzen ihn als Schlaftrunk oder um „runter zu kommen“.

Das Einschlafen fällt erst einmal leichter, frau ist sozusagen etwas narkotisiert. Mitten in der Nacht wacht sie aber schweißgebadet auf und kann nicht mehr einschlafen. Der Blutzuckerspiegel ist plötzlich enorm abgesunken, der Körper schreit nach mehr. Das nächtliche Schwitzen und die Schlafprobleme können also nicht NUR nur mit den Wechseljahren zusammenhängen.

Außerdem ist der Schlaf alkoholisiert viel schlechter, beziehungsweise leichter, denn die sogenannten REM-Phasen, die für einen tiefen erholsamen Schlaf sorgen, werden negativ beeinflusst und verkürzt. (siehe Quelle 2)

Alkohol macht krank

Besonders wichtig für Frauen in den Wechseljahren und danach ist die Tatsache, dass das Brustkrebsrisiko durch den Konsum von Alkohol enorm steigt: Bereits 10 g Alkohol pro Tag, also ein Drink, ein Glas Wein mit 0,1 Liter erhöhen das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken um durchschnittlich 9 Prozent. Erklärt werden kann das Studien zufolge durch einen erhöhten Östrogenspiegel im Blut. Alkohol hemmt den Abbau, außerdem erhöht er die Permeabilität der Zellmembranen für Karzinogene und verhindert so die Entgiftung.

Auch für weitere Krebsarten wie Mund-, Darm- oder Leberkrebs ist das Zellgift mit verantwortlich –  in vielen Fällen. (siehe Quelle 3)

Alkohol ist eine Droge und kann abhängig machen

Leider ist der Konsum von Alkohol so fest und tief in unserer Gesellschaft verankert und hat eine so große Lobby hinter sich, dass man schnell und tiefgreifend übersieht, dass er schlichtweg eine stark abhängig machende Droge ist. Alkohol steht auf oder sogar über der Stufe mit Heroin, Kokain, Nikotin und wird weitaus schlimmer als Cannabis in Bezug auf die Zerstörungskraft für Mensch und Gesellschaft eingeschätzt – neuesten wissenschaftlichen Forschungen zufolge. (siehe Quelle 4)

Berechnet wird dabei das Verhältnis zwischen der Dosis, bei der man negative Auswirkungen feststellt, und dem durchschnittlichen Expositionsniveau dieser Substanz in der Bevölkerung.

Nun probiert nicht jeder einfach so mal Kokain oder Heroin aus, es ist ja auch nicht an jeder Tankstelle frei erhältlich. Alkohol hingegen darf schon mal ein Zehnjähriger zu Hause probieren.

Einem Bericht der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) aus 2020 zufolge hat Deutschland einen der höchsten Alkoholkonsumwerte weltweit. Es würden 12,9 Liter reiner Alkohol pro Kopf und Jahr getrunken, was ungefähr 2,6 Flaschen Wein oder 5 Liter Bier pro Woche pro Person ab 15 Jahren entspricht.

Weiterhin sind dem Bericht nach 3,5 Prozent der Erwachsenen alkoholabhängig, wobei die Dunkelziffer nicht nur meiner Meinung nach viel höher liegt. (siehe Quelle 5)

Der Großteil davon ist wiederum psychisch abhängig und funktioniert noch, wie man so schön sagt. Die körperliche Abhängigkeit mit schweren Auswirkungen auf das soziale Leben ist die letzte Stufe, wenn man nicht vorher einen Weg aus der Abhängigkeit findet.

Augenöffnend ist hier der sogenannte Cage-Test, der aus folgenden Fragen besteht:

  1. Hatten Sie schon das Gefühl, dass Sie Ihren Alkoholkonsum reduzieren sollten?
  2. Hat es Sie auch schon aufgeregt, wenn andere Leute Ihr Trinkverhalten kritisieren?
  3. Hatten Sie wegen Ihres Alkoholkonsums auch schon Gewissensbisse?
  4. Haben Sie morgens nach dem Erwachen auch schon als erstes Alkohol getrunken, um Ihre Nerven zu beruhigen oder den Kater loszuwerden?

Wenn Mann oder Frau nur eine Frage davon mit Ja beantwortet, beträgt die Wahrscheinlichkeit für einen Alkoholmissbrauch 62 Prozent.

Es geht auch ohne Alkohol und das richtig gut

Um zum Schluss aber wieder zu etwas Positivem zu kommen: Es gibt inzwischen richtig gute Alternativen zu hochkalorischen langweiligen Virgin Cocktails oder Saftschorlen.

Im Sommer liebe ich dieses Detox-Getränk:

  • Ein daumengroßes Stück Ingwer in dünne Scheiben schneiden und mit kochend heißem Wasser überbrühen, erkalten lassen.
  • Eine handvoll frische Minze, 5 Gurkenscheiben und 3 Scheiben Zitrone dazu geben.
  • Mit Mineralwasser auffüllen und in den Kühlschrank stellen, mindestens 3 Stunden durchziehen lassen.

Eine sehr gute Alternative zum allseits beliebten Aperol Spritz stammt aus dem Buch „Mindful Drinking“, das ich Euch auf meinem Blogzine immerschick.de vorstelle.

Mein alternatives Aperol Spritz-Rezept

Dazu gibst Du Eiswürfel in ein Glas, fügst nach und nach 5 cl alkoholfreien roten Bitter, 6 cl Sodawasser, 8 cl alkoholfreien Sekt hinzu. Das Ganze wird mit einer Orangenscheibe garniert.

Falls Du Dich in der Grauzone zwischen Genusstrinken und körperlicher Abhängigkeit befindest, gibt es auch Wege heraus. Denn auch ein Leben ganz ohne Alkohol ist keine Qual, sondern bedeutet Freiheit. Das beweist Nathalie Stüben in ihrem Buch und in ihren Programmen, mehr dazu auch hier.

Herzliche Grüße,

Deine Ursula Gaisa

Über die Autorin:

Ursula Gaisa ist Herausgeberin von „immerschick. de„, dem Online-Magazin für Quintastics, also fabelhafte ü50ies. Es soll von allem handeln, was das Leben einfacher, schöner und interessanter macht: von gesunden, aber leckeren vegetarisch-veganen Rezepten, modischen Anregungen, Beauty und Lifestyle, Reisen und spannenden Büchern. Nachhaltigkeit, Naturkosmetik, Tierschutz und Slow Fashion liegen immerschick.de besonders am Herzen. Denn vielleicht können wir die Welt ein kleines bisschen besser machen.

Quellenangaben:

1 WHO Regionalbüro für Europa (https://www.euro.who.int/de/health-topics/disease-prevention/alcohol-use/news/news/2018/09/there-is-no-safe-level-of-alcohol,-new-study-confirms)
2 https://www.kenn-dein-limit.de/alkoholkonsum/folgen-von-alkohol/alkohol-und-schlaf/
3 https://www.euro.who.int/de/media-centre/sections/press-releases/2021/alcohol-is-one-of-the-biggest-risk-factors-for-breast-cancer
4 https://www.sueddeutsche.de/gesundheit/drogen-studie-alkohol-gefaehrlicher-als-heroin-und-crack-1.1018201
5 https://www.dhs.de/suechte/alkohol/zahlen-daten-fakten

Foto: Pexels

Alle Aussagen und Empfehlungen in diesem Artikel sind sorgfältig recherchiert und für gesunde Frauen gedacht. Unsere Beiträge bieten jedoch keinen Ersatz für kompetenten medizinischen Rat und es wird keine Haftung übernommen. Auf jeden Fall solltest Du Dich in deinen Wechseljahren regelmäßig mit deinem Gynäkologen besprechen, gegebenenfalls auch mit Endokrinologen und Heilpraktiker.

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