Einen Scheiss muss ich

Einen Scheiss muss ich

Weder körperlich noch mental musst Du irgendwas. Ausser sterben, das müssen wir alle irgendwann. Im Beitrag machst Du Bekanntschaft mit Deinen Muss-Monstern und lernst den für Dein Seelenheil wichtigsten Satz kennen: „Einen Scheiss muss ich!“.
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Es gibt sie. Die wenigen Menschen, die auf natürliche Weise jeden Morgen zur gleichen Zeit mit dem Gongschlag Stuhlgang haben. Und es gibt die, die meinen, dass genau das ein paradiesischer und erstrebenswerter Zustand sei.

Also ziehen sie los in die Apotheke, um sich Abführmittel zu kaufen, mit denen sie sich ihren Darm erziehen wollen. Sollte dieser infolge der Chemiekeule mit einer zu schnellen Passage der Nahrung reagieren, halten sie mit Durchfallmittelchen dagegen. Irgendwie wird doch dieser Darm zu dressieren sein.

Du kannst Deinen Darm nicht dressieren

Nein, Dein Darm ist kein Zirkusäffchen in einer roten Glitzerjacke, der Trompete spielt. Dein Darm hat ein Eigenleben und ist so individuell wie Du. Es sei denn, Du isst und trinkst jeden Tag exakt dasselbe zur gleichen Uhrzeit und Dein Tagesablauf ähnelt einer Szene aus dem Film “Und täglich grüßt das Murmeltier”. Es hat mich zu Apothekenzeiten schon sehr verwundert, mit welcher Selbstverständlichkeit dem Darm in sein autarkes Eigenleben gepfuscht wird, nur weil eine pünktliche Defäkation auf die Minute erwartet wird. Regelrecht schockiert bin ich allerdings davon, dass mittlerweile die Magen-Darm-Arzneimittel in der Selbstmedikation vom Umsatzvolumen auf Platz 2 liegen in Deutschland, knapp hinter den Erkältungsmitteln.

Dein Darm ist eng mit Deinem Gehirn verbunden, Stress und Emotionen haben einen direkten Einfluss auf Deine Verdauung. Halte bitte mal einen Moment inne und reflektiere Deine letzten Tage? Hattest Du Stress? Warst Du wütend, zornig, traurig, erschöpft oder ängstlich? Vermutlich schon, auf die eine oder andere Weise, was auch normal ist, denn Du lebst. Und das Leben ist eben keine künstliche Routine, sondern das bewusste Erleben unterschiedlicher Gefühle.

Verabschiede Dich also bitte davon, dass Dein Darm sich täglich entleeren muss. Laut medizinischer Definition ist alles zwischen 2-3 Mal täglich bis zu 1 Mal alle drei Wochen normal. Wobei ich zugestehen möchte, dass drei Wochen schon sehr lang sind, wenn man regelmäßig weiter isst und es da bereits zu Bauchschmerzen und Blähungen kommen kann. Mir ist nur wichtig, dass Du nicht glaubst, dass Du nur mit einer täglichen und pünktlichen Entleerung Deines Darms glücklich werden kannst.

Tu das nicht: Abführmittel prophylaktisch einnehmen

Ich packe meinen Koffer … und nehme Abführmittel mit. Schon prophylaktisch werden Kapseln und Tropfen eingenommen, damit dem Urlaubsspaß bloß kein Pups dazwischen fährt. Als Hundebesitzer wüsstest Du, dass ein anfängliches Zurückhalten unseres Stuhlganges ein normaler evolutionsbiologischer Vorgang ist. 

Eine neue, ungewohnte Umgebung ist erstmal suspekt und potentiell gefährlich. Gehst Du mit Deinem Hund auf eine unbekannte Wiese, wird er sich nicht sofort entspannt erleichtern, sondern wie wild die Grashalme beschnüffeln, um sich zu orientieren. Erst wenn klar ist, dass keine Gefahr droht, kann der Schließmuskel loslassen. Beim Homo sapiens ist das nichts anderes. Wir wären heute nicht hier, wenn unsere Vorfahren, egal wo sie gerade waren und in welcher Situation, gewerkschaftsmäßig ihren Stuhlgang priorisiert hätten. 

“Hey Mammut, warte bitte kurz. Es ist 8 Uhr, ich muss bitte erst hinter den Stein! Bin gleich wieder da!”

Ich höre jetzt schon die Einwände, dass die meisten Abführmittel ja ganz natürlich seien, sonst würden sie ja nicht frei in der Apotheke verkäuflich sein. Nun ja, auch hier regelt der Markt die Nachfrage. Pharmafirmen sind per sé mehr am Umsatz als an Deiner Gesundheit interessiert. Dein Darm ist ein sehr fein justiertes Wunderwerk an aufeinander abgestimmten Abläufen. Deine Verdauung eine Symphonie aus pH-Wert abhängigen, chemischen Reaktionen. Chemische Abführmittel wirken da ähnlich wie eine Atombombe, da sie die Selbstständigkeit außer Kraft setzen. Verstehe mich bitte richtig, es gibt durchaus Indikationen für solche Relaxantien, wie das Weichhalten des Stuhls nach Darmoperationen und ähnliches. 

Ich breche hier eine Lanze für den Darm als lebendiges Organ, dem Du durchaus vertrauen darfst. Ich möchte, dass Du nicht vorschnell den erstmal einfachstes Weg gehst, sondern sollte es sich tatsächlich um eine krankhafte Verstopfung handeln, nicht nur das Symptom bekämpfst, sondern nach den wahren Ursachen forschst. Es spricht auch aus meiner Sicht nichts dagegen, dem Darm mit Ballaststoffen zur Seite zu stehen. Ganz im Gegenteil. Da wir uns nicht mehr artgerecht ernähren und mit unseren Mahlzeiten die erforderlichen 30-40 Gramm Ballaststoffe aufnehmen, ist eine Zufuhr von qualitativ hochwertigen Produkten wie Flohsamenschalen, Akazienfaser Pulver oder Leinsamen mehr als sinnvoll.

Gestatten, Dein Muss Monster

So wie Du körperlich nichts musst, lohnt es sich auch immer öfter “Ein Scheiss muss ich” als Mantra zu nutzen, wenn Dein persönliches Muss-Monster um die Ecke schlappt. Es taucht wie aus dem Nichts immer dann auf, wenn Du gegen Deinen eigenen Willen handelst, weil andere scheinbar besser wissen, was gut für Dich ist. Oder aber Du meinst, Dich gesellschaftlichen Normen und Regeln unterwerfen zu müssen.

“Du musst Dich endlich mal altersgerecht anziehen.”

“Ich muss meinem Mann erst das Abendbrot noch fertig machen.”

“Was? Du schreibst Deine Blogartikel noch selber? Die musst Du von Chat GPT schreiben lassen.”

Einen Scheiss muss ich – und Du auch

Richtig groß und fett wird Dein Muss Monster, wenn Du es mit den Gefühlen wie Angst, Traurigkeit, Scham, Perfektionismus, Gewohnheit, Bequemlichkeit, Unwissenheit und Hilflosigkeit fütterst. Das ist emotionales Fast-Food für den kleinen Scheißer. Schluss damit, auch Dein Muss Monster darf jetzt mal fasten.

Das Gute ist, jetzt wo Du um die Existenz dieses kleinen Schlaumeiers weißt, kannst Du ihn viel öfter entlarven, wenn er Dir mal wieder einreden will, was Du angeblich alles musst.

Durchatmen und selbst-wirksam werden

Ab heute wirst Du, wenn Du Dich selbst bei einem “Ich muss”-Gedanken erwischst, erstmal durchatmen und Dir denken “Einen Scheiss muss ich”. Das verschafft Dir genügend Zeit, kurz zu überlegen, was die wahren Beweggründe Deines Muss Monsters sind, Dir damit im Ohr zu liegen.

Und dann entscheidest Du bewusst, was Du als nächstes tust. Kein reflexartiges Gehorchen mehr, sondern ein selbstbestimmtes Handeln.

Es geht hier nicht darum, irgendwann vereinsamt als Egoist zu sterben, sondern die Muster zu entlarven, die uns stressen. Manche unserer “Ich muss” sind ein notwendiges Übel oder eine liebevolle Geste, die Du gerne weiterhin erfüllst. 

Das Muss Monster springt ja nicht aus dem Busch, wenn Du im Alltag Termine hast oder To do`s erledigst. Ich meine nicht den normalen Wahnsinn, sondern das Muss Monster schleicht sich an, wenn Du etwas tun sollst, was Du nicht aus eigenem Antrieb erledigst, sondern nur, weil Du Dich den Bewertungen der anderen ausgesetzt fühlst.

Dieser kleine Kackfrosch setzt Dir den Floh ins Ohr, dass Du etwas erledigen musst, weil Du sonst angeblich den Anforderungen Deiner Mitmenschen nicht genügst. Es versucht Dir sehr geschickt, ein fremdes Muss für Dein eigenes zu verkaufen. Das Muss Monster setzt Dich unter Druck, hetzt Dich, beleidigt Dich und hält Dich klein.

Damit ist jetzt Schluss. Nimm Dein neues Mantra “Einen Scheiss muss ich” ab sofort gerne mit in Deinen Tag und setze mit einem Lächeln auf den Lippen gesunde Grenzen. Deine eigenen Grenzen.

Wenn Du noch mehr über Dein Muss Monster wissen möchtest und Dich für eine ungewöhnliche Art der ganzheitlichen Darmgesundheit interessierst, dann habe ich Neuigkeiten für Dich. Mein Buch “Holy Shit”, ein unterhaltsames Sachbuch der besonderen Art, ist fertig und erscheint Ende April. Wenn Du magst, trage Dich gerne unverbindlich in meine VIP-Buchliste ein, um über alle Termine für die Buch Releaseparty sowie für Lesungen informiert zu werden.

Alles Liebe, Ann-Katrin

Foto: Canva

Alle Aussagen und Empfehlungen in diesem Artikel sind sorgfältig recherchiert und für gesunde Frauen gedacht. Unsere Beiträge bieten jedoch keinen Ersatz für kompetenten medizinischen Rat und es wird keine Haftung übernommen. Auf jeden Fall solltest Du Dich in deinen Wechseljahren regelmäßig mit deinem Gynäkologen besprechen, gegebenenfalls auch mit Endokrinologen und Heilpraktiker.

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