Die Wechselzeit, genauer ab der Prämenopause, ist ein hervorragender Zeitpunkt Resumée zu ziehen, wie gut Du Dich bis hierhin um Dich gekümmert hast. Wie steht es um Deine allgemeine Gesundheit, wie sind Deine Angewohnheiten und wie ist Deine Fitness?
In jungen Jahren kompensiert der Körper unglaublich viele Fehltritte. Alle Organe, Drüsen und Zellen sind frisch, arbeiten in Bestform für Dich. Hast Du in dieser Zeit schon gelernt mit Deinen Ressourcen verantwortungsvoll umzugehen, und z.B. nach einem rauschenden Fest, einer stressigen Zeit, einer sportlichen Hochleistungsphase, wieder für Erholung zu sorgen, wird das auch lange so bleiben.
Wenn nicht, könnte es sein, dass Deine Ernte etwas magerer ausfällt und Deine Wechseljahre etwas stürmischer werden.
Als Kind bin ich mit Sätzen aufgewachsen wie:
“Kind, nimm die Nase nicht so nah an’s Buch, Du machst Deine Augen kaputt.“
„Lauf gerade, sonst bekommst Du einen Buckel wie eine alte Frau.“
„Geh raus in die Sonne, damit Deine Knochen schön stark werden.“
„Friss nicht wie eine Geisteskranke, das rächt sich später.“
Du erntest was Du säst, sozusagen.
Bis auf die Sache mit dem Essen, bin ich gut unterwegs gewesen. Ich liebe essen, und als Leistungssportlerin einer Kraftausdauersportart, hatte ich einen enormen Kalorienverbrauch. Ich konnte alles in rauen Mengen essen, ganz im Gegensatz zu meiner Schwester. Bei ihr wurde als Kind schon mehr aufgepasst, was und wieviel sie isst. Ihr Vorteil: Als junge Erwachsene hatte sie längst gelernt, sich zu mäßigen. Ich nicht wirklich. Bis Mitte 40 kein Problem, mit Einsetzen der Prämenopause wurde es dann merklich anstrengender mein Gewicht zu halten, trotz gesunder Ernährung, die mir schon immer wichtig war, und ausreichend gezielter Bewegung.
Es ist vollkommen klar und auch natürlich, dass der Fokus als junge Frau nicht darauf liegt beschwerdefrei durch die Wechseljahre zu kommen, oder wie fit sie im Alter sein möchte. Das Großartige am Wunderwerk Körper ist, dass es nie zu spät ist etwas zum Besseren zu verändern, und er dankbar darauf reagiert.
Ich wünsche mir für jede Frau, dass sie ihre Wechseljahre freudvoll erlebt.
Kirsten Leniger
Im Zusammenhang mit einem gesunden, fitten Körper und vitalen Körperfunktionen, rede ich gerne von gefüllten Körperkonten.
So kannst Du Dir bildlich besser vorstellen, dass es nie zu spät ist. Ausserdem ermutigt es dazu, Einsatz zu bringen, denn auf einem Konto geht immer etwas ab, es kommt aber auch immer wieder etwas drauf, wenn man sich darum kümmert.
Dies sind die wichtigsten „Körper-Konten“ in Deiner Wechselzeit
Dein Leberkonto
Die Leber ist stark gefordert, alles was in unseren Körper rein kommt, zu filtern, und ihn zu entgiften. Im Wechsel hat sie nun erhebliche Mehrarbeit, alle zu viel produzierten Hormone, sowie ungenutztes Cholesterin zu neutralisieren und abzubauen. Unterstütze sie mit einer guten Leberpflege, Bitterstoffen und viel Ruhe. Die Leber arbeitet nachts und wünscht sich ausreichend Schlaf.
Dein Schilddrüsenkonto
Sie beeinflusst durch ihre Arbeit viele Stoffwechselvorgänge und steht in engem Kontakt zu anderen Hormonbildungsstätten. Damit sie gut funktioniert braucht sie u.a. Jod, Selen, Eisen und Vitamin D. Durch eine abwechslungsreiche Ernährung mit viel Gemüse, Hülsenfrüchten und Vollkornprodukten kannst Du sie prima unterstützen. Eine gut funktionierende Schilddrüse macht den Wechsel leichter.
Dein Gelassenheitskonto
Eine gute Portion Gelassenheit schützt Deine Nebennieren. Vereinfacht ausgedrückt liefern die Nebennieren Brennstoff für Deine Leistungsfähigkeit. In stressigen Zeiten laufen sie daher auf Hochtouren. Bist Du dauerhaft „unter Strom“ brennst Du sie regelrecht aus und sie ermüden. Der beste Schutz davor ist, Deinen Stresslevel zu minimieren und für ausreichend Erholungsphasen zu sorgen.
Dein Muskelkonto
Muskeln sind die Kraftwerke des Körpers und erhöhen Deinen Grundumsatz. Dadurch verbrauchst Du schon im Ruhezustand mehr Energie und kannst Dein Gewicht leichter halten. Ausserdem stabilisieren Muskeln die Gelenke, entlasten Sehnen & Bänder und schützen vor Osteoporose.
Dein Humorkonto
Lachen ist die beste Medizin. Ich weiss, gerade in der Wechselzeit kann einem das Lachen schon mal vergehen. Trotzdem: Es lohnt sich so oft wie möglich zu lachen – mit Freunden, über Filme, Bücher, auch mal über Dich selbst, und vor allem über diese verrrückte Zeit. Wer viel lacht, unterdrückt die Ausschüttung von Stresshormonen und entspannt. Das gesamte System dankt es.
6 Lifestyle-Tipps für gefüllte Konten
Gesunde Ernährung
An einer ausgewogenen, abwechslungsreichen, frischen und saisonalen Ernährung kommst Du nicht vorbei, wenn Du Deine Zellen in topform halten möchtest. Alles was Du schluckst geht durch Deinen Körper und wirkt sich positiv oder aber auch negativ aus. Zu diesem Thema findest Du bei uns sehr viele tolle Artikel von meiner geschätzten Kollegin Dr. Heike Franz.
Bewegung
„Use it or loose it“ besser kann ich es nicht auf den Punkt bringen. Der Körper ist von Natur aus Energiesparer, er will ja schliesslich möglichst lange leben. Also reduziert er alles, was nicht gebraucht wird. Die Energie, die er herstellt geht als erstes an alle überlebenswichtigen Systeme und dann wird erst der Kreis erweitert. Ohne Muskeln stirbst Du nicht, aber Du verkümmerst peut à peut, körperlich und seelisch.
Auch ohne Balance, Koordination, Reaktion stirbst Du nicht, aber Du wirst anfälliger für Missgeschicke und Unfälle.
Merkst Du, was ich meine?
Bringe täglich Bewegung in Dein Leben. Abwechslungsreich, fordernd, fördernd, entspannend und an Deinen Alltag angepasst.
Ausreichend Schlaf
In der Nacht laufen im Körper unglaublich viele Prozesse ab, damit Du am Tag fit und leistungsfähig bist. Wusstest Du, dass Melatonin, unser Schlafhormon und für mich Königin der Nacht, das grösste körpereigene Antioxidant ist? Zusätzlich ist es enger Verbündeter von Östrogen und Progesteron. Gebildet wird es durch den Umbau von Serotonin, unserem Glückshormon. Ein Grund mehr, auf einen positiven Lifestyle zu achten, der Dich besser Schlafen lässt. Und der richtige Zeitpunkt wird durch die Lichtverhältnisse geregelt. Fängt es an zu dämmern, erhöht sich der Melatoninspiegel und lässt uns müde werden.
Entspannung
Eine gute Balance zwischen An- und Entspannung am Tag sorgt dafür, dass Deine Hormonspiegel ausgeglichen sind. Deine Drüsen, in denen die Hormone gebildet werden, nicht ausbrennen. Du leistungsfähiger bleibst, Du keine Hungerattacken bekommst und Zivilisationskrankheiten wie Übergewicht, Bluthochdruck, Diabetes, Herz-Kreislauf oder Burn-out keine Chance haben.
Entspannen heisst nicht 24/7 im Schneidersitz zu meditieren. Entspannen heisst mehrmals täglich kleine Pausen machen um bewusst runterzukommen.
Achtung: ohne Handy, Zigarette, Alkohol, Essen oder Diskussionen.
5 Minuten am offenen Fenster, eine Runde um den Block, einmal in alle Richtungen recken und strecken, in die Ferne schauen, atmen und Dich für das feiern, was Du schon geschafft hast.
Soziale Kontakte
Damit meine ich vor allem Live-Kontakte. Gemeinsame Aktivitäten mit Bekannten und Freunden reduziert Stress. Gemeinsam entspannt zusammen sein vertreibt Kummer und Sorgen, steigert die Produktion von Glückshormonen (weisst Du noch wofür die wiederum gut sind?) und schafft Erinnerungen, von denen Du in „Solo-Momenten“ profitierst. Ganz leicht findest Du Kontakte in Sport- & Freizeitvereinen, Musik-, Buch-, Garten-, Handarbeitsclubs, auf Reisen, in der Volkshochschule oder, oder, oder.
Schau Dich um, das Angebot ist riesig.
Freude
Ganz arg ans Herz legen möchte ich Dir, möglichst viele Dinge mit Freude zu tun. Okay, stinkige Socken sortieren ist sicher nicht die freudigste Beschäftigung, aber vielleicht magst Du Dir dabei tolle Musik anmachen. Oder Du haust mal in gassenbubenmanier die dreckigsten Schimpfworte raus, die dir einfallen, bis Du Dich schlapplachst.
Bist Du in der Freude, fallen Dir Deine Aufgaben leichter, Du bist zufriedener, gelassener, ausgeglichener und wacher. Von der Freude in Dir profitiert jede einzelne Deiner Zellen. Sie hält dich jung.
Atme einmal tief durch, das war viel Text.
Danke schön, dass Du bis hierher gelesen hast. Mir bleibt an dieser Stelle noch, Dir eine freudige Erntezeit in den Wechseljahren zu wünschen und falls Deine Ernte nicht so üppig ausfällt, Dir in Erinnerung zu rufen:
„Du kannst jeden Moment beginnen etwas zum Positiven zu verändern.“
Ganz herzliche Grüße,
Deine Kirsten
Bild: Canva