Festhalten und Loslassen gehören so unabdingbar zusammen wie hell und dunkel, warm und kalt oder auch Pubertät und Wechseljahre. Die Veränderung ist der gemeinsame Nenner.
Als junger Mensch fällt Dir Veränderung ziemlich leicht. Du bist von Natur aus neugierig und mutig im Ausprobieren. Spätestens ab der Pubertät stört es Dich recht wenig, Dinge, Freundschaften oder Gewohnheiten diese Woche gut, und nächste Woche schlecht, zu finden. Oder sie einen Monat drauf aus Deinem Leben zu verbannen, nur um sie in einem halben Jahr, voller Überzeugung, wieder zurückzuholen als wäre es nie anders gewesen.
Der perfekte Vergleich ist hier ein Zimmer umzuräumen. Wie oft hast Du als Teenager oder junge Erwachsene in Deinem Zimmer alles was irgendwie bewegbar war umgestellt? Ich gefühlt alle 4 Wochen und meine Tochter ebenfalls.
Als nächster Schritt die erste eigene Wohnung. Yes, endlich alles so, wie ich es will, wie es mir entspricht. Alles an was ich festhielt waren meine Wünsche. So konnte es weiter fließen.
Nicht lange nachdem ich alles eingerichtet hatte, wie ich es wollte, kam meiner Cousine und mir in den Sinn, wir könnten doch zusammen ziehen und wir haben uns Wohnungen angeschaut. Daraus wurde doch nix, aber ein halbes Jahr später ist mein Freund, heutiger Mann, zu mir gezogen, nur damit wir gemeinsam nach ca. einem Jahr ausgezogen, und in seine Heimat, umgezogen sind.
Diese Phase in meinem Leben lief synchron mit dem Einschuss und Chaos der weiblichen Hormone, bis sich mein geregelter Zyklus und Hormonhaushalt auf Fortpflanzungsniveau eingependelt hatten. Mit jeder Schwangerschaft und Geburt kam ein neuer Schub und damit der Drang nach Entscheidungen: An was halte ich, bzw wir, jetzt fest, was darf gehen, wie soll es fließen.
Und jedesmal hatte es Auswirkungen auf Haus und Garten, so dass mein Mann irgendwann mal anmerkte:
„Hoffentlich erkenne ich mein Zuhause noch, wenn ich nächstes Mal von einer Reise komme.“
Nach unserem dritten Kind wurde sein Wunsch, nach Festhalten an dem was ist, wahr, und für fast 20 Jahre lief alles in angenehm gleichmäßigem Zyklus seine Bahnen, bis …
…tja, jetzt, parallel zur Entbindung meiner Fortpflanzungspflicht, macht sich in den Wechseljahren erneut das große Kribbeln nach Neugestaltung breit.
Die Zeit rund um die letzte Blutung ist ähnlich der Zeit rund um die erste, und daher wundert es mich gar nicht, dass ich mich stark danach sehne zu sortieren, an was ich festhalten will und was nicht.
Durch das Absinken von Östrogen und Progesteron tritt die durchsetzungsstarke Wirkung von Testosteron öfter mal in den Fordergrund. Es mag im ersten Moment verwirren und ungewohnt sein, wenn Du nicht lieb und brav nach Vorschrift handelst, aber auch sehr befreiend. Der grosse Unterschied zwischen den beiden hormonellen Wechselzeiten ist, dass bei Wechseljahre-Frauen der Abbau der Hormone dominant ist, und damit der Mut, die Unbefangenheit gegenüber Neuem niedriger ist. Das Alte, das Gewohnte fühlt sich sicher an. Der Kopf schaltet sich sehr oft ein. Erfahrungen ploppen auf. Unsicherheiten machen sich breit. Also doch besser festhalten an dem was bekannt, vorhersehbar, berechenbar ist? Es kann sehr gut sein, dass Du, wie auf einer Schiffschaukel, mit Deinen Zukunftsvisionen hin- und herpendelst. Was hilft, ist das gute, alte neu Gestalten im Aussen. Damit kommen frische Energie, neuer Schwung, neue Gefühle auf, auf die Dein Inneres reagieren kann.
Zuhause ändert sich gerade viel: die Kinder sind mit einem Bein aus dem Haus, erziehungstechnisch ist ihnen alles, was als richtig empfunden wurde, mitgegeben. Die Hausarbeit wird weniger und es bleibt mehr Zeit für einen selbst. Kein Grund also an alten Strukturen oder Ordnungen der letzten Dekaden festzuhalten.
Jetzt im Spätsommer ist genau der richtige Moment um im Garten etwas neu zu gestalten, im Haus auszumisten und zu renovieren. Hier erfährst Du, wie Du das Glück in Dein Zuhause einlädst.
Oder wie wäre es mit einer neuen Routine? Muss ja nicht jeden Tag sein. Ich freue mich total darauf, ab jetzt wieder 1x die Woche abends Schwimmen zu gehen. Das ist eine ganz besondere Atmosphäre von der meine Laune einige Tage profitiert.
Schließe für einen Moment die Augen und stell Dir vor, alles bleibt wie es jetzt ist, nur dass die Kinder aus dem Haus sind. Von der Morgenroutine bis zum Abendprogramm. Alle Möbel am gleichen Platz, immer die selbe Deko, die selben Farben, Gerüche, Abläufe…
Was fühlst Du?
Wenn Dich jetzt das „Uahhhh“-Gefühl überkommt, darfst Du anfangen aufmerksam zu werden, und herausfinden, an was Du festhalten willst, was Dir Halt gibt und Dir ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Wie willst Du es haben?
Lass Dir Zeit, handele weise, fühle bewusst – die Hormone sind auf Deiner Seite.
Und falls es doch noch nicht passt, mach’s wieder anders, hat in der Pubertät ja auch geklappt.
Ich hoffe, ich konnte Dich ein wenig inspirieren und Dir Lust machen auf Veränderung.
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Alles Liebe,
Deine Kirsten
Foto: Canva
Kirsten Leniger
Fitness-, Wechseljahrs- & Senior-Health-Coach
Wechselwelt