Wer einen fachlichen Rat braucht, verlässt sich meist auf die Erfahrung eines Experten. Mit dem Auto gehe ich in die KFZ-Werkstatt. Meine Haare schneidet Lieblingsfriseurin Rosa.
Aber bei wem suchen wir Rat, wenn es um Liebesdinge und Intimität geht? Manche sprechen mit der besten Freundin, andere holen sich Rat aus dem Internet oder aus Büchern. Vielleicht deuten wir auch bei der Frauenärztin mal ein Thema an.
Auf die Idee mit unserer Yoni* über Liebesdinge zu sprechen, kommen wir zumeist nicht. Dabei ist unsere Yoni eine Hauptakteurin beim Sex. Was liegt also näher, als ihr Expertinnenwissen einzubeziehen, wenn es um Liebesdinge und Erotik geht?
*Falls Dir das Wort Yoni nicht geläufig ist: Es stammt aus dem altindischen Sanskrit und vereint in einem ganzheitlichen Begriff, was wir als Vulva, Vagina und Gebärmutter bezeichnen: Yoni.
Lebt Deine Yoni ein Schattendasein?
Viele Frauen kennen ihre Yoni gar nicht, denn wir werden nicht ermutigt, unsere Vulva und Vagina mit unseren Augen oder Fingern zu erkunden. Meist haben wir nicht mal Worte für unsere Genitalien – sprechen dann von „untenrum“. Über das, was wir mit diesen Organen erleben, sprechen wir so gut wie gar nicht. Nicht über Lust oder Unlust, nicht über Wonne oder Scham.
Das, was unser weiblicher Körper „da unten“ alles für uns bereithält, bleibt im Grunde völlig unbeachtet, so lange alles „reibungslos“ funktioniert. Und das, obwohl keine andere Region unseres Körpers so krass unser Frauen-Leben bestimmt.
Auch mein Blick war lange Zeit reduziert auf die „technischen“ Facts. Hoffentlich bekomme ich meine Tage. Hoffentlich, tut es nicht so weh, wenn sie kommen. Hoffentlich werde ich nicht schwanger. Hoffentlich werde ich schwanger. 40 Jahre Menstruation, das nervt, wann hört das mit den Blutungen endlich mal auf?
Dabei erleben wir im Laufe unseres Frauenlebens so viel mehr mit unseren weiblichen Organen:
Die Angst vorm 1. Mal.
Die Ekstase einer nicht enden wollenden Liebesnacht.
Die Schauer der Lust.
Die Pein, wenn die Libido mal ausbleibt.
Die Enttäuschung sich auf eine falsche Person eingelassen zu haben.
Das große Verschmelzen im Orgasmus.
Der Frust der Unlust.
Der Schmerz der Geburt.
Die Freude über ein Kind.
Deine Vagina und Deine Vulva erleben all das mit Dir gemeinsam und sind dabei hautnah beteiligt.
Und wer weiß, vielleicht haben sie ihre ganz individuelle Sicht auf all diese Dinge.
Du bist herzlich eingeladen, ihre Sichtweise kennenzulernen bei einem Yonitalk.
Aber Moment mal, mit wem soll ich da reden? Sprechen mit einem Körperteil? Und wofür überhaupt?
Guck mal, wer da spricht
Dein Körper kann vieles ziemlich gut – und zwar ohne, dass Du ihm reinredest. Er kann einatmen und ausatmen. Verdauen. Einschlafen. Aufwachen. Und komplexe Dinge, wie Autofahren. Vieles davon läuft auf Autopilot. Und das ist gut so.
Manchmal gibt’s körperliche Beschwerden. Dann gehen wir zum Arzt oder zur Heilpraktikerin. Auch das ist gut so. Aber Du verfügst auch über so etwas wie Intuition und eine Körperweisheit und es heißt ja, es ist immer besser, mehr als eine Meinung einzuholen.
Mit dem Körper zu sprechen, kann also so etwas sein, wie eine weitere Meinung einzuholen – von diesem Experten in Dir, der ja bei allen körperlichen Vorgängen hautnah beteiligt ist.
Durch Gespräche mit Deinem Körper bekommst Du Informationen aus 1. Hand sozusagen.
Bei einem Yonitalk sprichst Du mit Deiner Yoni, sprichst also mit diesem Körperteil.
Was ist ein Yonitalk?
Beim Gespräch mit Deiner Yoni geht es darum von ihrer Körperweisheit zu profitieren.
Gerade wenn es um Liebesdinge und Erotik geht, kannst Du mit Deiner Vulva und Deiner Vagina darüber reden. Dabei kannst Du etwas über ihre Wünsche und Bedürfnisse erfahren oder Antworten bekommen auf wichtige Fragen rund um Deine Sexualität.
Vielleicht hat Deine Yoni auch eine Botschaft für Dich zu Beschwerden oder körperlichen Problemen, die auf Deine Sexualität und Dein Liebesleben einwirken. Im Kontakt mit Deiner Yoni kannst Du sie z.B. fragen wie es ihr geht in Deinem Körper.
So läuft ein Yonitalk ab
Beim Yonitalk bist Du also im Dialog mit Deiner Yoni. Vielleicht kennt Ihr Euch noch gar nicht richtig und habt noch nie miteinander gesprochen. Dann ist es nett, sich erst mal kennenzulernen. Sich wie beschnuppern und herausfinden, wie der andere so drauf ist.
Du kannst es Dir ein bisschen so vorstellen, wie bei einem Gespräch mit einer Bekannten, die Du noch nicht so lange kennst. Da bist Du erstmal offen und neugierig, wie die andere so tickt. Wo es Gemeinsamkeiten gibt und was Euch verbindet.
Die Wünsche und Bedürfnisse Deiner Yoni kannst Du herausfinden, indem Du sie fragst, zum Beispiel „Was kann ich für Dich tun, damit Du Dich in meinem Körper wohl fühlst?“ Du kannst auch gezielt fragen, wie sie Deinen Sex findet oder was sie wirklich mag beim Sex oder was sie vielleicht gar nicht leiden kann. Und dann hörst Du ihren Antworten einfach zu.
Meine Rolle ist, Dich dabei zu begleiten bei Deinem Yonitalk. Denn ich habe das ja schon öfter gemacht und unterstütze Dich dabei, in das Gespräch und den Kontakt zu Deinem Körper hineinzufinden. Als Coach für Weiblichkeit und Sexualität habe ich oft mit Fragestellungen zu tun rund um „Sich Wohlfühlen mit dem eigenen Körper“ und ein Yonitalk ist ganz besonders dazu geeignet, das herauszufinden.
Oft hören die Frauen von ihrer Yoni: „Ich bin für Dich da.“ Oder: „Ich habe schon lange auf Dich gewartet“.
Wenn Du regelmäßig mit ihr in Kontakt bist, wird es immer mehr zu einem Gespräch unter Freundinnen. Deine Yoni wird dankbar sein für die Aufmerksamkeit, die Du ihr schenkst und Du kannst Dir Schritt für Schritt eine selbstbestimmte, lustvolle und nährende Sexualität erschaffen – gemeinsam mit Deiner Yoni, aus dem Zentrum Deiner Lust heraus.
Bei mir sind mehr als 10 Jahre vergangen seit meinem ersten Gespräch mit meiner Yoni. Wir haben uns in dieser Zeit ziemlich gut kennengelernt. Beim Schreiben dieses Textes liest meine Yoni mit und freut sich.
„Alle Achtung, das hast Du aber reizvoll beschrieben. Da können die Frauen ja gar nicht anders, als sich auch mit ihrer Yoni anzufreunden.“
Ja, das wäre wirklich ein Gewinn, denke ich, denn gerade in den Wechseljahren ist es wichtiger denn je, sich fürsorglich um den eigenen Körper zu kümmern. Um mit Selbstliebe und Wertschätzung für sich selbst, das eigene Leben zu gestalten.
Auch wenn Du bisher wenig Kontakt zu Deiner Yoni hattest, Deine Yoni freut sich schon auf Dich.
Und wenn Du bereits mit Deiner Yoni sprichst, was hat sie Dir zu sagen? Schenke uns gerne einen Kommentar.
Herzlichst, Deine Ilona
Foto: Canva