Geistesgegenwärtig klopfte Joya den Wut-Punkt an ihrer rechten Körperseite, um ihre Leber zu entlasten.
Was war bloß passiert? Eigentlich nichts.
Doch mit einem Paukenschlag war in diesem Moment die Rebellin in Joya’s Leben gedonnert. Wutschnaubend und mit hochrotem Kopf, die Hand zur Faust geballt, schrie jede Faser in Joya’s Körper innerlich nach Freiheit.
Willkommen liebe Lemondays-Leserin, in Joya’s Welt der kraftvollen weiblichen Archetypen.
Mit gekräuselter Stirnfalte und verschränkten Armen findest Du Joya heute in einer eher seltenen Pose.
Kampfesstimmung hat sich in ihr breit gemacht. Fast schämt sie sich noch immer für ihre Wut.
Joya hatte nie gelernt, ihrer Wut Platz zu machen, ihr Raum zu geben. Wut war für sie ein Symbol der Schwäche. So wurde es ihr beigebracht.
Im Schneckentempo zählt Joya das ABC herunter. Rückwärts. Das hatte sie früher schon gemacht, wenn – wie ihre Mutter immer sagte – die „Pferde mit ihr durchgingen“.
Doch heute hilft auch das nicht. Heute schreit alles in ihr nach Rebellion. Nicht nach Angriff gegen andere. Nein, heute kämpft Joya aus tiefster Überzeugung und mit Leidenschaft FÜR sich, für ihre Ideale. Wie immer, wenn ihr Recht auf „so-Sein-dürfen“ aus purer Respektlosigkeit verletzt wird.
Die erste Begegnung mit der inneren Rebellin
Normalerweise tritt die Rebellin zum ersten Mal in der Pubertät in unser Leben. Sie lehrt uns, wie wir Grenzen durchbrechen und uns gegen scheinbar ausgelutschte Konventionen wehren können. In dieser jugendlichen Phase rebellieren wir gegen vorgegebene Regeln und nehmen uns vor, niemals mit dem Strom der Masse zu schwimmen. Ich erinnere mich noch gut an die 1000fachen Chöre, als ich mit Marius Müller-Westernhagen das Lied von der Freiheit grölte: Freiheit, Freiheit – ist das Einzige, was zählt.
Der erste Abschied von unserer inneren Rebellin
Die meisten Frauen schicken, wie Joya es auch tat, mit dem Ausgang der Pubertät ihre innere Rebellin in die Wüste. Andere Attribute bekommen nun Raum. Plötzlich wollen wir lieber GEfallen, statt aufzufallen. Wir wollen uns eher anpassen, statt etwas zu verpassen.
Warum eigentlich? Was macht uns im Laufe der Jahre so „erwachsen“?
Vielleicht wollen wir Vorbild sein. Vielleicht versuchen wir besonders spirituell besonnen und weise zu sein. Vielleicht zielt unsere gewohnte Frauenrolle vielmehr darauf ab, PERFEKT als GANZ zu sein.
Doch wenn wir wirklich GANZ sein wollen, gehören alle Anteile von uns auf die Bühne des Lebens.
Joya’s archetypischen Anteile waren jahrzehntelang nur auf „die Guten“ ausgerichtet. Die Rebellin in ihr war auf der Strecke geblieben. Vernünftig und fleißig kümmerte sich Joya um alle, die um sie herum waren.
Zufrieden und bescheiden verschrieb sie sich dem Dienen. Nicht dem Rebellieren.
Bis es anfing zu brodeln.
Die zweite Pubertät, die Wechseljahre: Die Rebellin kehrt zurück
Erst versteckte sich Joya‘s Rebellin hinter den Hitzewallungen in der Nacht. Dann zeigte sie sich in Schweißausbrüchen am Tage. Lästig war ihr diese innere Rebellion. Unangenehm und peinlich, aufbegehrend und unübersehbar. Die Rebellin kehrte mit all ihrer hitzigen Kraft aus der Wüste zurück.
Dem Himmel sei Dank.
Rückblickend weiß Joya heute, dass sie schon längst Bilanz gezogen und dabei erkannt hatte, dass es in der Zwangsjacke aus Perfektion und Anpassung, aus bravem Kopfnicken, selbstauferlegten Pflichten und ruhestiftendem Gehorsam innerlich brodelte. Die Rebellin in ihr kam funkensprühend wie Jeanne d’Arc in ihr Leben geritten, um den alten Gewohnheiten den Garaus zu machen.
Und ganz plötzlich war er wieder spürbar: der aufmüpfige Ungehorsam.
Was für eine Freude und Lebendigkeit
Joya traute sich wieder, Fragen zu stellen. Fragen an sich und an das Leben. Fragen wie diese:
- Welche festgefahrenen Strukturen möchte ich aufbrechen?
- Wogegen will ich mich endlich wehren, damit ich meine Würde und Selbstachtung wieder finde?
- Welche Zustände befinden sich in meinem Leben, die ich ändern will?
- In welchen Bereichen meines Lebens brauche ich mehr Selbstachtung und Selbstbestimmung?
Die Rebellin in Dir gibt Dir Antworten auf all die Fragen. Sie kämpft unbeirrbar Seite an Seite mit Dir.
Trau Dich, endlich wieder wild und frei zu werden. Es ist Dein Leben. Hole es Dir zurück. Damit Du GANZ wirst.
Freiheit, Freiheit ist das Einzige, das zählt.
WEIL DU WICHTIG BIST.
Herzlichst Silke
PS: Der nächste Workshop „Die Amazonen-Reise“ ist schon lange in Startbereitschaft. Vielleicht dürfen wir uns ja auf dieser Reise begegnen. Es gibt schon eine Warte-Liste. Wenn Du Dich auch für diese kraftvolle Kloster-Auszeit interessierst, melde Dich einfach per Mail (silke-steigerwald@web.de) bei mir, dann kann ich Dich rechtzeitig darüber informieren, wenn sich die Kloster-Pforten wieder für uns öffnen.
1 Gedanke zu „Archetypin: Wie stark ist die Rebellin in Dir?“
Ach ja, ich wusste ja, dass ich einen erheblichen Rebellinnen-Anteil mit mir trage. Der erst mit Einsetzen der Wechseljahre vor Jahren wieder rauswollte. Und weißt Du was? Es fühlt sich gut an, wenn man hin und wieder rebelliert, tut, was einem guttut und nicht was andere erwarten.
Danke für diese schöne Serie, liebe Silke.
Ich freue mich schon auf Deinen Beitrag über „Die Weise“. Das ist nämlich 100 % mein Archetyp