Das Gehirn mag keine Veränderung, die Angst vor dem Unbekannten lässt uns oftmals in alten Gewohnheiten verharren, anstatt uns mutig voller Freude in neue Abenteuer zu stürzen.
Ich persönlich liebe Veränderungen und habe mich schon oftmals neu erfunden. Zu gruselig fand ich schon als Kind die Frauen, die zwischen ihrem 20. und 60. Lebensjahr nicht nur die exakt gleichen Frisuren und Klamotten trugen, sondern auch ihr Alltag sich wie bei “Und täglich grüßt das Murmeltier” immer und immer wiederholte.
Der Mythos mit den 7 Jahren
Alle 7 Jahre sind wir ein neuer Mensch – sagt zumindest der Mythos. Fakt ist, dass sich unser Körper ständig erneuert, indem er neue Zellen die alten, die abgestorben sind, ersetzt. So sind wir dann immerhin teilerneuert, da nicht alle Zellarten die gleiche Teilungsgeschwindigkeit haben. Soweit das Körperliche.
Was auch stimmt, ist, dass wir ungefähr alle 7 Jahre in einem neuen Lebensabschnitt sind. Zumindest haben wir mit den Jahren unterschiedliche Prioritäten, die uns wichtig sind, so dass sich unsere Werte durchaus verschieben können. War mir mit 21 Jahren eher wichtig, möglichst viele neue Menschen kennenzulernen und Parties zu feiern, ist mir heute mit 49 eher danach, mit guten Freunden sinnstiftende Gespräche zu führen und mich auszutauschen.
Meine bisher größte Veränderung
Stillstand ist für mich kaum auszuhalten, da Geduld nicht meine größte Stärke ist. Meine Selbstständigkeit kommt mir da sehr entgegen, da ich vieles ausprobieren und niemanden um Erlaubnis bitten muss.
2006 übernahm ich die Apotheke meines Vaters, die ursprünglich mein Großvater 1946 eröffnet hatte, ein Familienbetrieb in dritter Generation sozusagen. Ich hatte mich durch das Pharmaziestudium mehr oder weniger gequält, immer mit dem Ziel vor Augen, meinem Herzenswunsch, die Familienapotheke weiterzuführen. Die ersten Jahre blühte ich regelrecht auf, brachte neuen Schwung in das Unternehmen und setzte viele neue Ideen um.
Die Realität holte mich leider irgendwann ein. Ich bekam 2008 Zwillinge und ab da wurde die Anwesenheitspflicht in der Apotheke zur Belastung, ebenso wie die 80 Wochenstunden. Auch wandelte sich mein beruflicher Alltag schneller als jede politische Gesundheitsreform. Die Berge an Bürokratie wuchsen, die Anforderungen der Krankenkassen wurden immer absurder und meine Zeit mit meinen Kunden stetig knapper.
Ich bekam noch eine weitere Tochter und absolvierte eine Ausbildung zum systemischen Coach, was mir große Freude bereitete und für mich eine Möglichkeit darstellte, intensiv und ganzheitlich mit meinen Kunden zu arbeiten. Mein Coaching Business wuchs, aber gleichzeitig noch selbstständige Apothekerin und 3-fach Mama zu sein, wurde immer mehr zur Herausforderung.
Manchmal braucht Veränderung erst einen Paukenschlag
August 2017 – mein persönlicher Weckruf war ein positiver Schwangerschaftstest, den ich in den Händen hielt. Und nun? Mein Mann brachte es wie immer auf den Punkt: “Ein Standbein muss weg.” Schweren Herzens entschied ich in der Schwangerschaft, dass ich die Apotheke pünktlich zur Geburt unserer vierten Tochter schließen würde.
Was für eine Sprengkraft in dieser einen Entscheidung steckte, begann ich zu ahnen, als ich meinen Eltern eröffnete, dass ich den Familienbetrieb schließen würde.
“Das geht doch nicht.”
“Das macht man nicht.”
“Da steckt was anderes hinter, die ist bestimmt pleite.”
Du bekommst ja selbst immer nur die harmlosen Gerüchte mit, es sind hier in unserem kleinen Dorf bestimmt noch andere Fake News verbreitet worden.
Nur sehr wenige fragten mich, warum ich denn die Apotheke schließen würde, blieben neugierig und bewerteten nicht gleich.
Moment mal, geht da jemand für seine Träume voran?
Mit meinem Mut, die scheinbar sichere Existenz einer Landapotheke gegen irgendein Onlinebusiness zu tauschen, hielt ich vielen Mitmenschen einen Spiegel vor. Die, die sich tief im Inneren auch eine Veränderung wünschten, sich aber nicht trauten, ihre eigene Vision zu leben, statt die Ansprüche irgendwelcher Nachbarn und Bekannten zu erfüllen. Das fällt auf, das triggert und das darf um Gottes Willen nicht funktionieren.
Monate später hörte ich immer wieder Mal von Kolleginnen und Kollegen, dass sie es bewundern würden, dass ich es gewagt habe, mich derart zu verändern. Und dass sie insgeheim auch gerne beruflich neu anfangen würden, das aber ja nicht gehen würde.
Das macht mich traurig.
Wir sollten uns gegenseitig unterstützen und uns bei Veränderungen anfeuern.
Es braucht viel Mut, Glaubenssätze, Warnungen des Verstandes und Meinungen anderer hinter sich zu lassen. Aber ich habe auch selber die Magie erlebt, die sich zeigt, wenn man wirklich seinem Herzen folgt.
Oops I did it again
Mit meiner Veränderung von der selbstständigen Landapothekerin zur spirituellen Online-Apothekerin bin ich bestens vorbereitet für den nächsten Switch. Ich trete die Nachfolge von Angela Löhr als Chefredakteurin bei LEMONDAYS an, dem wundervollen Online-Magazin zum Thema Wechseljahre.
Auch hier reichte die Bandbreite der Kommentare von “Was willst Du eigentlich noch alles machen?” bis “Oh wie toll, das passt doch perfekt zu Dir. Ich freue mich für Dich.”
Deinen Selbstwert findest Du nicht in den Meinungen der anderen.
Ich bin bereit und werde mein Bestes geben, um LEMONDAYS weiterhin als spannendes Magazin voranzubringen.
Schreibe mir gerne in die Kommentare, welche Themen oder Ideen ich bei LEMONDAYS unbedingt mal aufgreifen sollte – ich freue mich riesig, wenn wir uns besser kennenlernen und ich in Deiner Welt des Wechsels ein Beitrag sein darf.
Alles Liebe, Ann-Katrin
Foto: Canva
2 Gedanken zu „Veränderung: Alles bleibt anders“
Liebe Ann Katrin viel Glück. Ich bin als Lehrerin nach Krebserkrankung jahrelang auf einer halben Stelle gewesen, weil mehr nicht im Angebot wahr und habe mich an den zwei Kindern erfreut und alles Mögliche im Ehrenamt gemacht. Jetzt ergibt sich die Möglichkeit zur Mehrarbeit – und es fällt mir unendlich schwer. Also Mut ist immer gut- ich würde jetzt gern noch etwas Neues Probieren und müsste mehr arbeiten aber mir fehlt dafür der Mut….. ja und wahrscheinlich auch die Geduld. Also viel Glück und für mich Mut!
LG
Du Liebe, ja es braucht Mut, aber wer sagt, dass Du mehr arbeiten musst? „Einen Scheiss musst du!“ ist ja mein Credo. Genieße Dein Leben, so gut es geht und sei achtsam mit Dir. Deine Gesundheit ist das, was wirklich zählt.
Und danke für Deine guten Wünsche 😘