Selbstliebe: Schön, dass es mich gibt

„Du musst Dich nur selbst lieben“…ach so, mehr nicht? Dann wird alles besser? Okay, warte kurz.
Inhaltsverzeichnis

„Wenn ich nicht ich wäre, wäre ich mit mir befreundet.“
Kannst Du das aus voller Überzeugung über Dich selbst sagen?
Ich ja, es ist ja auch mein Zitat. Ich mag meinen Humor, ich weiß, dass ich sehr zuverlässig, treu und loyal bin.

Mein Herz ist groß, meine Zunge schnell und mein Motto ist „Machen statt motzen“. Meine Locken kringeln sich passend zu meiner Stimmung und ich mag meine blauen Augen genauso gerne wie meine langen Finger.

Wenn der Tag mal richtig quer läuft, dann schaffe ich es trotz Drama immer wieder, mein Motzmonster zum Lachen zu bringen.

Ich lebe mein Business, gebe gern und viel und bin ein absoluter Familienmensch. Für meine Kinder werde ich in Sekundenschnelle zur Löwin.

Eigenlob stinkt?

Soll ich weitermachen? Oder ist es schon unangenehm?

Mag die sich etwa? Warum erzählt die das einfach so? Will die angeben? Reicht doch jetzt mal, oder?

Ich könnte noch ein paar Punkte anbringen, warum ich einfach liebenswert bin. Aber darum geht es hier nicht. Viel wichtiger ist es, dass auch Du das von Dir mit Überzeugung sagen kannst.

Kein Selbstbetrug, weil es sich besser anhört.

Habe ich mich immer schon selbst geliebt?

Nö. So gar nicht. Aber ich genieße meine durch mein gutes Verhältnis zu mir selbst gewonnene Lebenszeit sehr.

Ein Faktor ist sicherlich das Alter, denn ich empfinde die Wechseljahre als Segen, was ein entspanntes Selbstverständnis angeht. So langsam dämmert es einem, was man gut kann und was man gar nicht probieren will. Es fühlt sich wie ein „Zuhause-Sein-im eigenen-Körper“.

Als Kind hatte ich nur ein paar unbeschwerte Jahre was mein Selbstbild angeht. Schon im Alter von 7 Jahren fand ich mich zu fett. Schaue ich mir heute Kinderfotos von mir an, war das noch nicht mal ansatzweise gerechtfertigt.

Ich hatte zwei ältere Brüder, die mich nur „fette Schnecke“ nannten. Natürlich nur dann, wenn meine Eltern nicht dabei waren. Schaute ich in den Spiegel, sah ich kein kleines Mädchen mit wilden Locken, blauen Augen und viel Lebensfreude, sondern ein dickes, wirbelloses Schleimtier.

Das Fatale: Dieses Bild hielt sich hartnäckig in mir bis zum Jahr 2010. Ich hatte mich quasi damit abgefunden, unattraktiv und pummelig zu sein. Komplimente? Zerredete ich sofort.

„Hallo? Ich werde ja wohl besser wissen, wie ich aussehe, oder?“

Ich tröstete mich jahrelang, dass das Aussehen vergänglich sei und es ja schließlich auf die inneren Werte ankäme.

An guten Tagen nahm ich mir das auch halbwegs ab. Dann aber wieder hielt mir das fahle Licht in der Umkleidekabine beim Badeanzug anprobieren schonungslos meine gut einstudierte Lüge vor.

By the way … warum ist es Standard, jede Mortadella-Scheibe in der Fleischtheke durch kunstvolle Beleuchtung makellos erscheinen zu lassen, aber in Umkleidekabinen für Frauen ist die gute alte Neonröhre überproportional oft vertreten?

Das Traurige ist, dass wenn ich mich selbst nicht liebe, ich oftmals auch meinen Körper nicht gut behandele. So war es auch bei mir. Als Apothekerin, Ernährungsberaterin wusste ich genau, wie man sich gesund hält.

Kennst Du das auch: Wenn-dann-Illusionen

Nach der Trennung vom Vater meiner Zwillinge, stand ich mit zwei Einjährigen alleinerziehend mit eigenem Unternehmen vor großen Herausforderungen. Ich ignorierte alle Warnzeichen und überschritt jede meiner roten Linien.

Statt Verantwortung abzugeben, halste ich mir immer mehr auf. Sogar Weiterbildungen und die Ausbildung zur Heilpraktikerin machte ich in der Zeit, denn mein Versagen der gescheiterten Beziehung wollte ich durch beruflichen Erfolg wettmachen.

Ich nahm in kurzer Zeit 10 Kilo ab, weil ich keine Zeit mehr zum Essen hatte. Meine Mutter zog die  Reißleine und zwang mich zu einem Kurzurlaub gemeinsam mit den Kindern. Wenn ich mir die Urlaubsfotos von damals anschaue, erschrecke ich immer wieder. Abgemagert, knochig und, was am traurigsten ist, emotional leer, sehe ich darauf aus. Der Humor, das Lebendige, das, was mich als Mensch ausmacht – weg.

Anstatt Komplimente bekam ich Mitleid

Ich wurde gefragt, ob ich krank sei und ich fühlte mich in meinem dünnen Körper alles, nur nicht attraktiver.

Und trotzdem war genau das ein Wendepunkt in meinem Leben, denn mir wurde klar, dass mein Körper überhaupt keinen Einfluss auf meine Selbstliebe hat. Ich war jahrelang einer fatalen „Wenn-dann-Illusion“ nachgejagt.

„Wenn ich dünner bin, dann bin ich glücklich, finde den richtigen Partner und akzeptiere und liebe mich endlich.“

Was ist Deine „Wenn-dann-Illusion“? Was denkst Du wirklich über Dich?

Jetzt, 12 Jahre später, möchte ich immer mein damaliges Ich fest in den Arm nehmen und ihm zuflüstern, dass es genauso, wie es ist, richtig ist. Und dann spüre ich, dass ich mein 5-jähriges Alter-Ego vor mir habe.

Fleißig und angepasst, um Liebe zu bekommen

Meine Eltern waren beide selbstständig, haben beide im Familienunternehmen voll gearbeitet. Meine geliebte Oma starb, als ich gerade mal sechs Jahre alt war, so dass ich nachmittags viel alleine war. Meine großen Brüder waren aufgrund des Altersunterschiedes keine Unterstützung.

Manchmal schlich ich mich von hinten in den Laden. Mein Vater hatte eine Apotheke und meine Mutter leitete eine Drogerie, die sich direkt daneben befand. Ich saß oder stand ganz still, denn die Kunden durften mich nicht bemerken.

Ich war oft unsichtbar. Angepasst. Funktionierte.

In der Schule war ich fleißig und brachte gute Noten nach Hause. „Wenn ich nichts sage, ist das Lob genug,“ war ein Schlüsselsatz meiner Kindheit. Mit dem Ergebnis, dass sich dieses „Ich bin nicht gut genug“ in mein Herz schleichen konnte.

Und trotzdem war Erfolg mein Weg, Aufmerksamkeit und Liebe zu bekommen.

Als ich das erkannte, verschwand der Drang, mich permanent weiterbilden zu müssen und wich dem schönen Gefühl, mich mit den Dingen widmen zu können, die mich interessieren.

Was tust Du bis heute, um geliebt zu werden?

Fast schon mantramäßig sage ich meinen vier Töchtern, wie sehr ich sie liebe, einfach weil sie sind, wie sie sind.

Das Annehmen der Schatten

Seit ich mit 35 Jahren Mutter wurde, haderte ich mit mir, ich sei keine gute Mutter. Ich war ja selbstständig mit meiner Landapotheke, 80 Wochenstunden waren normal.

Auch hier schlug das „Ich bin nicht gut genug“ voll durch. Wie viele Stunden meines Lebens habe ich mir vorgebetet, ich sei eine Rabenmutter, weil ich ein anderes Familienmodell lebe. Völlig sinnlos vertane Zeit und geweinte Tränen.

In innerer Zerrissenheit wollte ich so oft das Handtuch werfen und „nur“ noch Mutter sein. Ohne anzuerkennen, dass ich zu meinem eigenen Wohl von Herzen gerne arbeite und für meine Kunden einen echten Unterschied mache.

Meine eigenen Erfahrungen projizierte ich blindlings auf meine eigenen Töchter. Ich zwang mich dazu, die Arbeit liegen zu lassen, um den Haushalt zu machen, zu kochen und dem Bild der „guten Mutter“ zu entsprechen. Wobei ich mich nie gefragt habe, wer das definiert.

Auch diese innere Wunde durfte heilen und ich liebe unser unkonventionelles Familienleben. Ich arbeite viel und so gerne, nehme mir aber auch bewusst Zeit für meine Familie.

Ich erlaube mir beides. Weil ich möchte, dass es mir gut geht.

Was kannst Du Dir erlauben, einfach weil Du so ein wunderbarer Mensch bist?

Selbstliebe fällt nicht über Nacht vom Himmel, sondern ist das Ergebnis der oft schmerzhaften Auseinandersetzung mit unseren (vermeintlichen) Fehlern und Unzulänglichkeiten, die uns aber ja so einzigartig und liebenswert machen.

Die ersten Schritte fallen uns immer schwer, aber lass Dir gesagt sein, dass es immer leichter wird. Es lösen sich so viele Sorgen und Probleme auf, wenn Du Dir endlich die Aufmerksamkeit und Liebe schenkst, die Du seit Deiner Geburt verdient hast.

Du bist eine erwachsene Frau. Du brauchst niemanden mehr bitten, um Erlaubnis fragen oder jemandem gefallen außer Dir selbst.

Spürst Du diese Freiheit, die diese Selbstermächtigung mit sich bringt?

Als ich mich selbst zu lieben begann,

  • erkannte ich endlich meinen Wert für die Welt.
  • fühlte ich meine innere Stärke und Weisheit.
  • setzte ich meine Grenzen klar und deutlich und achtete darauf, dass niemand sie niederwalzte.
  • fing ich an, mein Ding zu machen, ohne auf die Bewertungen anderer Rücksicht zu nehmen.
  • freute ich mich über Komplimente und nahm sie dankbar an.

Wie ist das bei Dir? Bist Du der wichtigste Mensch in Deinem Leben?

Noch nicht? Dann schau Dir gerne die kostenlose Aufzeichnung meines WorkshopsSchön, dass es mich gibt an.

Herzliche Grüße,

Deine Ann-Katrin

Foto: Canva

Alle Aussagen und Empfehlungen in diesem Artikel sind sorgfältig recherchiert und für gesunde Frauen gedacht. Unsere Beiträge bieten jedoch keinen Ersatz für kompetenten medizinischen Rat und es wird keine Haftung übernommen. Auf jeden Fall solltest Du Dich in deinen Wechseljahren regelmäßig mit deinem Gynäkologen besprechen, gegebenenfalls auch mit Endokrinologen und Heilpraktiker.

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