Das mit dem Kropf und den Bayern ist schnell erklärt: Bayern liegt weit weg vom Meer (= viel Jod) und bei Jodmangel vergrößert sich die Schilddrüse, um möglichst viel Jod abzufangen.
Den Atomunfall werden wir hoffentlich nie erleben, aber es gibt tatsächlich einen Katastrophenplan. In diesem ist die Verteilung von hochdosierten Jodtabletten vorgesehen, damit sich kein radioaktiv verseuchtes Jod in der Schilddrüse anlagert.
Womit wir schon mitten im Thema „Schilddrüse“ sind.
Der Körper enthält nur 15 bis 20 mg Jodid (die ionische Form von Jod). Ein kleiner Prozentsatz davon befindet sich in den Muskeln, 20% in der Schilddrüse und der Rest in der Haut und den Knochen. Die Jodkonzentration in der Schilddrüse ist mehr als 1.000-mal so hoch wie in den Muskeln.
Viele Frauen „stolpern“ in den Wechseljahren über Jod, wenn die Schilddrüse träge wird. Also quasi zur Schildkröte mutiert.
Wenn Du Dich über die Funktionen der Schilddrüse schlau machen willst und wissen willst, warum dieses wichtige Organ in den Wechseljahren träge wird, empfehle ich Dir den Blogartikel zur Schilddrüsenunterfunktion in den Wechseljahren unserer Hormonspezialistin Alex Broll.
Welche Funktionen hat Jod im Körper?
Jod kommt nur in winzigen Mengen im Körper vor, ist aber lebensnotwendig. Deshalb bezeichnet man es auch als essenzielles Spurenelement. Da der Körper es nicht selbst bilden kann, muss man Jod regelmäßig über die Nahrung zu sich nehmen.
Die wichtigste Aufgabe von Jod ist die Produktion der Schilddrüsenhormone. Hier können schon kleinste Abweichungen nach oben oder nach unten zu Störungen im ganzen Körper führen.
Die Schilddrüsenhormone, insbesondere Thyroxin, sind für unseren Grundumsatz verantwortlich. Das ist die Energie (= Kalorien), die wir am Tag brauchen, nur um unseren Körper am Leben zu erhalten. Daher werden wir oft in den Wechseljahren darauf aufmerksam, wenn unser Grundumsatz aus den verschiedensten Gründen langsam, aber stetig sinkt. Allerdings gibt es da neben Jodmangel noch andere wichtige Faktoren: Muskelabbau und strikte Diäten beispielsweise.
Schilddrüsenhormone werden für die Zellatmung und die Energieproduktion als ATP (Adenosin Triphosphat, siehe dieses Video) benötigt. Wenn alles optimal läuft, erhöht das bei körperlicher Aktivität den Sauerstoffverbrauch und den allgemeinen Stoffwechsel. Die Verbrennung wird gesteigert und wir verbrauchen mehr Energie.
Erst mal denkt man vielleicht, „Na und?“, doch spätestens, wenn mit der Menopause der Grundumsatz sinkt und wir dadurch zunehmen, geht uns ein Licht auf.
Und ganz wichtig ist auch: Durch diese Energieproduktion beeinflusst die Schilddrüse buchstäblich alle Körperfunktionen. Nerven- und Knochenbildung, Fortpflanzung, Zustand von Haut, Haaren, Nägeln und Zähnen. Sogar unsere Sprache und unseren Geisteszustand.
Und Jod hat noch weitere Aufgaben, die eher im Stillen ablaufen:
Die Schilddrüse und damit das Spurenelement Jod beeinflusst die Cholesterinsynthese, die Kohlenhydrataufnahme, die Umwandlung von Karotin in Vitamin A und von Ribonukleinsäuren in Protein.
Wie hoch ist der tägliche Jod-Bedarf?
Der Körper kann Jod nicht selbst herstellen. Darum muss man es ihm mit der Nahrung zuführen. Jugendliche und Erwachsene haben einen Jodbedarf von etwa 200 Mikrogramm (µg) pro Tag. Ältere Menschen (und laut den wissenschaftlichen Tabellen sind das Menschen 50plus) brauchen eigentlich etwas weniger: 180 Mikrogramm (µg) pro Tag ist ein angegebener Richtwert. Aber das ist eher ein theoretischer Wert, da man kaum eine Anpassung von 20 Mikrogramm macht.
Jodmangel und seine Folgen
Ein Jodmangel ist gar nicht so selten, vor allem in Gegenden, wo wenig Jod in den Böden ist. Es wird geschätzt, dass 30 von 100 Menschen in Deutschland nicht optimal mit Jod versorgt sind. Ein Jodmangel entsteht nicht von jetzt auf gleich, sondern erst wenn man mittelfristig ständig zu wenig Jod aufnimmt.
Ursachen für Jodmangel:
- Ausgelaugte Böden
- Wichtige Jodquellen (Fisch, Milchprodukte) fehlen in der Ernährung
- Eine beeinträchtigte Aufnahme von Jod durch
Symptome bei Jodmangel:
Jodmangel kann sich durch vielfältige Symptome äußern. Eine häufige Folge ist eine Vergrößerung der Schilddrüse, also der berüchtigte Kropf. Diese vergrößerte Schilddrüse bezeichnen Ärzte auch als Strumen.
Ein länger bestehender Jodmangel hat eine Unterfunktion der Schilddrüse (Hypothyreose) zur Folge.
Hier zeigen sich die Symptome meist schleichend, sodass man anfangs gar keine Beschwerden wahrnimmt:
- Verlangsamter Stoffwechsel,
- Müdigkeit,
- Gewichtszunahme,
- Schwerfälligkeit,
- trockene Haare,
- dickere Haut,
- Verminderter Widerstand gegen Infektionen
- Kältegefühl
- Abnahme der sexuellen Energie.
Das sind wieder recht unspezifische Symptome, die häufig in den Wechseljahren vorkommen. Es gibt einige Überschneidungen zwischen Symptomen der Schilddrüsenunterfunktion und Wechseljahresbeschwerden.
Daher mein Tipp an dieser Stelle: wenn Du an heftigen Wechseljahresbeschwerden leidest, solltest Du die Schilddrüse gründlich untersuchen lassen und dabei unbedingt alle Schilddrüsenhormone bestimmen lassen.
Wenn die Schilddrüse das Problem ist, sollten sich Deine Wechseljahresbeschwerden bessern, wenn Du das behandeln lässt.
Hier ist ein einfacher Test auf Jodmangel, den Du leicht zu Hause durchführen kannst:
- Tauche ein sauberes Wattebällchen in eine rot gefärbte Jodtinktur aus jeder Drogerie oder Apotheke.
- Male mit der Jodtinktur einen Kreis von etwa 5 cm Durchmesser auf weiches Hautgewebe, wie z.B. die Innenseite von Arm oder Oberschenkel. Das sind typische Stellen, die normalerweise keine Sonne abbekommen und heller sind.
- Warte ab, was passiert: Wenn der gelb-orangefarbene Fleck mehr als 6 Stunden braucht, um zu verschwinden, hat Dein Körper wahrscheinlich genügend Jod. Wenn der Fleck schnell (innerhalb von 1-3 Stunden) verschwindet, benötigt Dein Körper möglicherweise mehr Jod. In diesem Fall solltest Du mit Deinem Arzt sprechen und einen ausführlicheren 24-Stunden-Jod/Jodid-Belastungstest machen lassen.
- Vorsicht: die Haut kann allergisch auf die Lösung reagieren.
Quelle: https://www.womenshealthnetwork.com/thyroid-health/iodine-and-your-thyroid.aspx
Jod-Überschuss: Gibt es das auch?
Von einem Jodexzess – also einer übermäßigen Jodzufuhr – sprechen Experten, wenn jemand mehr als 500 µg Jod pro Tag zu sich nimmt. Eine einmalige Überdosierung hat normalerweise keine gravierenden Folgen, sofern die Zufuhr 1000 µg nicht übersteigt.
Wer sich normal ernährt, nimmt jedoch in der Regel nicht mehr als 500 µg pro Tag zu sich: Die meisten gängigen Lebensmittel enthalten wenig Jod und auch im jodierten Speisesalz finden sich nur 15 bis 25 µg Jod pro Gramm Salz – diese Menge ist absichtlich so gewählt, dass auch für Schilddrüsenkranke kein gesundheitliches Risiko besteht. Nur Algen und Produkte aus Seetang haben zum Teil einen sehr hohen Jodgehalt.
Wenn man regelmäßig zu viel Jod zu sich nimmt, kann das beispielsweise folgende Beschwerden verursachen:
- Schilddrüsenüberfunktion
- Morbus Basedow
- Hashimoto-Thyreoiditis
- blockierte Jodaufnahme in der Schilddrüse mit oder ohne Schilddrüsenunterfunktion
Die Symptome bei zu viel Jod im Körper sind ähnlich wie die bei Jodmangel. Denn so seltsam es auch sein mag: Eine Schilddrüsenunterfunktion kann auch durch zu viel Jod verursacht werden, obwohl sie eigentlich eine typische Folge eines Jodmangels ist.
Wie decke ich meinen täglichen Bedarf an Jod?
Der exakte Jodbedarf ist schwierig zu ermitteln, da sich der Körper innerhalb gewisser Grenzen an Schwankungen im Jodangebot in der Nahrung anpassen kann. Essen wir für einige Zeit viel Fisch, ist die Versorgung vermutlich sehr gut.
Bei guter Versorgung kann die Schilddrüse etwa 10 Milligramm (mg) Jod speichern. Das entspricht 10000 µg und deckt den Bedarf für etwa 3-6 Monate. Eine kurzzeitig erniedrigte Jodzufuhr bedeutet somit nicht sofort einen Jodmangel.
Jod findet man vor allem in den Ozeanen. Daher haben Lebensmittel, die aus dem Meer kommen, einen hohen Jodgehalt. Anders sieht es bei pflanzlichen Lebens- und tierischen Futtermittel aus: die wachsen überwiegend auf ausgelaugten Böden, die wenig Jod enthalten.
Um das auszugleichen, wird in der Landwirtschaft dem Viehfutter Jod oder Jodsalz zugesetzt Durch Anreicherung des Tierfutters tragen Milchprodukte und Eier heute erheblich zur Jodversorgung bei (siehe Tabelle).
Unser Trinkwasser weist ein deutliches Nord-Süd-Gefälle auf, mit 6,1 µg Jod pro Liter im Norden und 1,6 µg im Süden. Je nach Region sind auch manche Heil- und Mineralwässer gute Jodlieferanten.
Jodgehalt in Lebensmitteln
jodiertes Speisesalz | 1500-2500 |
Meersalz | 5-50 |
Schellfisch | 243-416 |
Miesmuscheln,Garnelen, Krabben | 130 |
Kabeljau | 120-172 |
Alaska Seelachs | 103 |
Gold-, Rotbarsch | 74-99 |
Hering, Makrele | 52 |
Thunfisch | 50 |
Seezunge | 17 |
Champignons, Gemüse | 2,5-8 |
Süßwasserfische | 4 |
jodreiche Mineral und Heilwässer | 2000 – 5000 |
konventionelle Milch | 7,5-20 |
Biomilch | ca.2 |
Eier | 8,5-9,8 |
Angabe in µg/100 g bzw. 100 ml verzehrbarem Anteil, Durchschnittsmengen.
Jod über die Ernährung
Hier gibt es einige Empfehlungen, die sich für die meisten Frauen gut umsetzen lassen:
- Viele Seefischsorten haben einen hohen Jodgehalt. Dazu gehören Schellfisch, Kabeljau und Alaska-Seelachs. Mit einer Portion kannst Du den Tagesbedarf bereits decken. Wenn Du Fisch magst, kannst Du mit 2 Portionen pro Woche einen Teil Deines Jodbedarfs abdecken, und nimmst außerdem noch Omega-3 Fettsäuren und hochwertiges Protein auf.
- Meeresfrüchte sind ähnlich gute Jodlieferanten. Muscheln, Garnelen oder Hummer bringen es auf etwa 100 bis 170 Mikrogramm Jod pro 100 Gramm.
- Wenn Du Dich vegan oder vegetarisch ernährst, sind Algen eine gute Alternative. Im Sushi oder als Suppe liefern sie etwa 10 Milligramm des Spurenelements pro 100 Gramm der Wasserpflanze. Vorsicht: Algen können einen sehr hohen Jodgehalt haben, besonders wenn sie getrocknet sind. Daher unbedingt drauf achten, dass der Jodgehalt auf den Etiketten angegeben ist. Ist das nicht der Fall, solltest Du die Finger davon lassen.
- In vielen Gemüsesorten steckt ebenfalls ordentlich Jod. 10 bis 30 Mikrogramm pro 100 Gramm sind beispielsweise in Spinat, Feldsalat, Brokkoli und Champignons
- Milchprodukte können als gute Jodlieferanten dienen, wenn dem Tierfutter Jod zugesetzt wird. Besonders hervorzuheben ist Mozzarella-Käse. 100 Gramm davon enthalten satte 150 Mikrogramm Jod.
- Heutzutage wird Speisesalz oft mit Jod angereichert. Daher solltest Du beim Würzen lieber zu jodiertem Salz greifen. Auch bei Brot und Backwaren empfiehlt es sich, Produkte auszuwählen, die mit Jodsalz gebacken wurden.
- Vorsicht, Du solltest trotzdem Deinen Tagesbedarf nicht nur aus Salz abdecken. Zuviel Salz ist gesundheitsschädlich und kann zu Wassereinlagerungen führen. Nicht unbedingt das, was eine Frau in den Wechseljahren braucht.
Jod als Nahrungsergänzung
Etwa 30% der deutschen Bevölkerung gelten als leicht unterversorgt. Wie bei den meisten Mikronährstoffen sollte auch Jod so weit wie möglich über die Ernährung aufgenommen werden. Um der Unterversorgung entgegenzuwirken wird ja unser Speisesalz mit Jod angereichert.
Nahrungsergänzungsmittel sind zwar eine Option. Aber Jod gehört auch zu den Stoffen, die nicht unkontrolliert ergänzt werden sollten.
Viele Nahrungsergänzungsmittel, die Jod enthalten, sind speziell für Schwangere konzipiert. Also nicht unbedingt für Frauen in der Menopause. Wenn man sich auf eigene Faust entscheidet, Jod zu ergänzen, sollte man darauf achten, mit welchen anderen Mikronährstoffen die Präparate angeboten werden.
Besser geeignet sind die Monopräparate, die im Schnitt rund 150 µg Jod pro Kapsel enthalten.
Generell rate ich aber dazu, bei einem Verdacht auf eine Unterversorgung oder bei bestehenden Schilddrüsenproblemen den Arzt seines Vertrauens aufzusuchen.
Fazit
Jod ist ein essenzielles Spurenelement und der Bedarf lässt sich gut durch eine überlegte Ernährung abdecken.
Viele Frauen in den Wechseljahren haben Jod auf dem Radar, eben weil es für die Schilddrüse so wichtig ist. Wenn die Schilddrüse in der Menopause etwas träger wird, kann das zur Gewichtszunahme beitragen. Was man aber nicht kann: durch übermäßige Jodzufuhr die Schilddrüse zur Mehrarbeit bewegen und so abnehmen.
Das funktioniert nicht.
Aber gerade Meeresfrüchte, Fisch und Algen sind ausgesprochen lecker und kalorienarm. Da dürfen wir zuschlagen.
Ich wünsche Euch eine gute Zeit und bleibt gesund.
Eure Heike