Wechseljahre und Schilddrüse
Es gibt tatsächlich erste Forschungsergebnisse, die aufzeigen, dass mit Beginn der Wechseljahre das Auftreten von Schilddrüsenbeschwerden wahrscheinlicher wird. (Artikel in medicalnewstoday.com vom 23.09.2020).
Man vermutet, dass die deutlichen Schwankungen des Estradiolspiegels die Aktivität der Schilddrüse negativ beeinflussen können. Auch bei Angelika war die Diagnose des Hausarztes: Schilddrüsenunterfunktion.
Hormonelle Schwankungen + Dauerstress + Schilddrüsenprobleme = Chaos hoch 10
Als Dirigentin unseres Stoffwechsels spielt die Schilddrüse eine sehr wichtige Rolle. Unter den hormonellen Veränderungen in den Wechseljahren leidet dieses sensible Organ stark. Allerdings macht auch Dauerstress – beispielsweise durch die Nebennierenerschöpfung – der Schilddrüse sehr zu schaffen.
Die Schilddrüse hängt praktisch mittendrin im Hormonchaos und ist oft Auslöser für einem lahmen Stoffwechsel.
So funktioniert Deine Schilddrüse
Die Schilddrüse ist das kleine Organ, das in deinem Halsbereich rechts und links neben der Luftröhre sitzt. Es ist schmetterlingsförmig angelegt und eben super wichtig für unseren Hormonhaushalt ;-).
Gesteuert wird die Schilddrüse von Hypothalamus und Hypophyse, die im Gehirn sitzen. Der Hypothalamus setzt das Hormon TRH (Thyrotropin Releasing Hormon = Thyreoliberin) frei. Dieses Hormon regt dann die Hypophyse an, ein weiteres Hormon – das TSH – freizusetzen. TSH steht für Thyroidea-stimulierendes Hormon = Thyreotropin.
Das TSH wirkt direkt an der Schilddrüse und aktiviert die Freisetzung der bekannten Schilddrüsenhormone T3 und T4. T4 ist das sogenannte Thyroxin und die Vorstufe vom T3, dem Trijodthyronin = Liothyronin.
Die Schilddrüsenhormone sind praktisch die „kleinen Arbeiter der Schilddrüse“, die durch ihre Wirkung den Stoffwechsel ganz unterschiedlich beeinflussen.
Die Bildung der Schilddrüsenhormone T4 und T3
Die Schilddrüse bildet hauptsächlich T4. Allerdings ist T4 weniger aktiv als T3.
T3 ist ungefähr zehnmal so aktiv wie T4 und damit super effizient, auch in geringen Mengen. Die Umwandlung von T4 zu T3 wird mit Hilfe von Enzymen und Katalysatoren, wie beispielsweise Selen möglich.
Obwohl die Bildung der Schilddrüsenhormone nur in der Schilddrüse selbst stattfindet, können auch viele weitere Körperzellen den Umbau von T4 in T3 steuern. Dass die Schilddrüse nur so einen kleinen Anteil an der Umwandlung hat, ist nicht überraschend, wenn wir uns ansehen, welche Aufgaben sie sonst noch hat.
Aufgaben der Schilddrüsenhormone
Die Schilddrüsenhormone sind an der Stoffwechselregulation, konkret zum Beispiel an der Regulation unserer Körpertemperatur beteiligt. Mit Hilfe der Schilddrüsenhormone werden Herzfrequenz und Kreislauf reguliert. Auch die Bildung von Eizellen und Spermien ist von der Aktivität der Schilddrüsenhormone abhängig. An der Verdauung, Entgiftung und Mobilisierung von Fettspeichern und -reserven wirken T3 und T4 ebenfalls mit.
Wenn die Schilddrüse krank wird
Du kannst dir die Arbeit der Schilddrüse wie ein ausgeklügeltes Fabriksystem vorstellen. Alles läuft wie am Schnürchen. Fehlen allerdings Arbeiter am Fließband, kommt die Arbeit ins Stocken. Dann hat frau womöglich mit einer Schilddrüsenunterfunktion zu tun. Sind zu viele Arbeiter am Werk, wird es zu wuselig am Fließband und niemand weiß mehr, was gemacht werden muss. Dann kommt es häufig zur Schilddrüsenüberfunktion.
Wenn dann eine feindliche Übernahme stattfindet und plötzlich neue Geschäftsführer das Sagen haben wollen, aber keine Ahnung vom Geschäft haben, dann hat frau möglicherweise eine Hashimoto-Thyreoiditis (= entzündliche Autoimmunerkrankung, bei der das eigenen Immunsystem die Schilddrüse langsam zerstört).
Warum Stress der Schilddrüse nicht gut tut
Es besteht also kein Zweifel, dass eine gute Arbeitsleistung der Schilddrüse und der Schilddrüsenhormone extrem wichtig ist. Nun gibt es einen Bösewicht im Leben vieler Frauen (und natürlich auch Männer ;-), nämlich „the one and only“, darf-ich-vorstellen: Stress.
Was alles stressig sein kann und wie der Stress deine Wechseljahresbeschwerden verstärken kann, habe ich dir schon in anderen Artikel – beispielsweise hier – beschrieben und erklärt. Das geht von der nicht-enden-wollenden To-Do-Liste über ständige Entzündungen, hormonelle Veränderungen, Medikamente bis zur emotionalen Belastungsprobe mit der Schwiegermutter oder anderen schwierigen Verwandten.
Stress kommt in vielen Farben und Formen. Die körperlichen Folgen sind allerdings immer die Gleichen.
Chronische Entzündungen beeinträchtigen die Arbeit der Schilddrüse
Hat der Körper viel Stress werden sogenannte Zytokine freigesetzt. Diese Zytokine sind grundsätzlich sehr hilfreich, da sie in einer akuten Stresssituation das Immunsystem anregen, damit vermeintliche Verletzungen schnell repariert werden können. Die Zytokine werden dann zum Problem, wenn sie im Übermaß oder ständig ausgeschüttet werden. Und das passiert leider bei Dauerstress und Dauerbelastung.
Eine ständige Ausschüttung von Zytokinen fördert die dauerhafte Überaktivierung des Immunsystems. Die Folgen, nicht nur für das Immunsystem, sondern auf den gesamten Stoffwechsel sind groß.
Wenn es am Releasing-Hormon TSH mangelt
Eine hohe Konzentration der Zytokine kann dazu führen, dass die Hypophyse weniger TSH freisetzt und damit die Schilddrüse die Info bekommt, weniger Schilddrüsenhormone zu bilden. Das hat natürlich zur Folge, dass im gesamten Stoffwechsel für den Gesamtbedarf weniger Schilddrüsenhormone zur Verfügung stehen und damit die „Arbeitsleistung“ der Schilddrüsenhormone sinkt.
So können sich möglicherweise erste Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion wie Gewichtszunahme, Müdigkeit, trockene Haut und Haare oder brüchige Nägel einstellen.
Das Schilddrüsenhormone T3 wird knapp
Blöderweise ist es damit aber noch nicht genug. Die Rowdy-Gang der Zytokine beeinträchtigt nämlich auch die Arbeit der Enzyme, die Umwandlung von T4 zu T3 steuern. Du erinnerst dich bestimmt: Das T3 ist das aktivere der beiden wichtigen Schilddrüsenhormone. Fehlt nun ein beträchtlicher Teil dieses Hormons im Stoffwechsel, muss die Arbeit vom viel trägeren T 4 übernommen werden. Und auch das kann wiederum die Beschwerden der Schilddrüsenunterfunktion auslösen bzw. verstärken.
Die Leberentgiftung verlangsamt sich
Die Zytokine sind allerdings nicht die einzige Baustelle, die sich bei Dauerstress auftut. Befindet sich der Körper über lange Zeit im Stress, wird die Leber überlastet. Stress verursacht nämlich immer auch Schäden im Stoffwechsel, oft kleine Schäden, aber davon ganz schön viele. Der Körper gibt sein Bestes, diese Schäden zu reparieren und das, was kaputt gegangen ist, schlussendlich auch zu entsorgen – über die Leber.
In den Wechseljahren kommt nun eine weitere Baustelle hinzu. Durch die stetige Abnahme von Progesteron und die extremen Schwankungen von Estradiol entsteht bei den meisten Frauen eine sogenannte Östrogendominanz.
Natürlich fällt dem Körper dieses Ungleichgewicht zugunsten von Estradiol auf und er würde das überschüssige Estradiol gerne entsorgen. Dazu sind prinzipiell die Leber und der Darm da.
Estradiol-Recycling
Aber ja, du ahnst es schon: Die Leber ist schon überfordert und daher nicht mehr in der Lage, diese zusätzliche Entgiftung zu leisten. So passiert es leider, dass das überschüssige Estradiol recycelt wird und sich das Problem der Östrogendominanz nicht verbessert, sondern sogar noch verstärkt.
Und hier haben die Schilddrüsenhormone leider erneut den Kürzeren gezogen. Mit einem Überangebot an Estradiol im Stoffwechsel steigt auch die Konzentration des schilddrüsenhormonbindenden Globulin, kurz TBG.
Stell dir das TBG wie eine Taxikolonne vor. Die Schilddrüsenhormone steigen in diese Taxis ein, fahren durch den Körper, haben allerdings häufig Probleme beim Wiederaussteigen, um zur Arbeit zu kommen. Mit einer zu geringeren Anzahl an freien (nicht im Taxis sitzenden) Schilddrüsenhormonen kann es ebenfalls zu Beschwerden der Schilddrüsenunterfunktion kommen.
Kümmere Dich um Deinen Stress
Die Schilddrüse und ihre Hormone sind in hohem Maß von Stress und hormonellen Schwankungen betroffen. Manchmal tritt erst mit Beginn oder während der Wechseljahre eine Schilddrüsendysfunktion auf. Häufig bestehen allerdings die Schilddrüsenbeschwerden schon viele Jahre.
Mit den Wechseljahren wird die Beschwerdeproblematik natürlich nicht besser. Wir wissen jetzt, dass das möglicherweise am Estradiol-Recycling liegen könnte.
Der Dauerstress ist andererseits meist nicht erst in den Wechseljahren ein Thema. Häufig ist die Dauerbelastung schon viel zu lange präsent und führt dabei immer tiefer ins hormonelle Chaos. So war es übrigens auch bei meiner Klientin Angelika.
Meiner Meinung sollten also der Stress und seine Folgen bei der Behandlung der Wechseljahresbeschwerden unbedingt beachtet werden und alles dafür getan werden, die Stressbelastung zu reduzieren, um die körperlichen Folgen zu minimieren.
Wichtig ist dabei vor allem die Reduktion von chronischen Entzündungsreaktionen im Körper, eine Aktivierung der Entgiftungsleistung der Leber und eine gute Versorgung mit Nährstoffen.
Wenn du konkrete Maßnahmen kennenlernen willst, um deine körperliche Stressbelastung zu reduzieren, sollst du unbedingt meinen Artikel „Warum Stress deine Wechseljahresbeschwerden deutlich verstärken kann“ lesen. Dort findest du erste und einfache Wege, um die Folgen der Stressbelastung zu reduzieren.
Natürlich ist auch eine gute therapeutische Begleitung in vielen Fällen hilfreich, um das komplexe Hormonchaos ganzheitlich in den Griff zu bekommen. Welche wichtigen Nährstoffe die Arbeit deiner Schilddrüse besonders gut unterstützen können und was Angelika geholfen hat, erzähle ich dir im kommenden Artikel.
Herzliche Grüße,
deine Alex
Quellenangaben:
https://www.bonusan.com/deutsch/neuigkeiten/fuenf-dinge-die-sie-wissen-sollten-auswirkungen-von-stress-auf-die-schilddruese/ vom 23.08.2020
https://www.xbyx.de/guides/schilddruese-und-die-wechseljahre/ vom 23.08.2020
https://www.yogaeasy.de/artikel/schilddruese-stress-yoga-experten-interview vom 23.08.2020